Uni Wuppertal Gründungs-Hotspots: „Bergisches Land unterschätzt“

Wuppertal · Beim Wettbewerb „Start-up Transfer.NRW“ überzeugte das Wuppertaler Projekt „Röntgenvideoanalyse“. Es wird nun aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Nordrhein-Westfalen für 14 Monate mit insgesamt rund 237.000 Euro gefördert.

Der Gründerteam (v.l.): Thorsten Wuthe, Sercan Atesoglu und Andre Stenzel.

Foto: Sercan Atesoglu

Hohe Einsparpotenziale in der Produktentwicklung und im Qualitätsmanagement: Bei dem Projekt geht es um ein innovatives Verfahren zur zerstörungsfreien Prüfung von beweglichen Bauteilen oder Komponenten.

Die Projektbeteiligten und späteren Gründer Sercan Atesoglu, Andre Stenzel und Thorsten Wuthe wurden unterstützt von ihrem Mentor, Prof. Dr.-Ing. Kai-Dietrich Wolf (Inhaber des Lehrstuhls Mechatronik und Leiter des Instituts für Sicherungssysteme) sowie vom Team des Start-up-Centers der Bergischen Universität Wuppertal. Im Mittelpunkt steht die Weiterentwicklung des Verfahrens der Röntgenvideoanalyse, das von Sercan Atesoglu im Rahmen seiner Masterthesis am Institut für Sicherungssysteme bei Prof. Wolf und in Kooperation mit einem lokalen Automobilzulieferer bereits 2017 entwickelt wurde. Zudem soll der für die Fördervoraussetzung vorgelegte Businessplan für die nachfolgende Gründungs- und Wachstumsphase weiter ausgearbeitet werden.

Für Industrieunternehmen, wie etwa Automobilzulieferer, besteht ein hohes Interesse, die Bewegungsabläufe in einem Bauteil sowie die Auswirkung von gewählten Toleranzen und möglichen belastungsbedingten Verformungen zu analysieren, um so Erkenntnisse über potenzielle Fehlerquellen bzw. Produktoptimierungen zu gewinnen. „Diese Analyse ist jedoch in der Regel sehr zeitaufwändig und stark von dem Erfahrungswissen der jeweiligen Test- und Entwicklungsingenieurinnen und -ingenieure abhängig. Durch das entwickelte Verfahren können nun auf Basis von Röntgentechnik auch komplexe Bewegungsabläufe innerhalb kürzester Zeit auf mögliche Fehlerquellen überprüft werden, wodurch sich hohe Einsparpotenziale in der Produktentwicklung und im Qualitätsmanagement ergeben“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Kai-Dietrich Wolf. Um diese Potenziale weiter zu konkretisieren, sollen innerhalb der Projektphase weitere Pilotprojekte mit Kooperationspartnern aus der Region durchgeführt werden.

Das Projekt „Röntgenvideoanalyse“ ist das erste Projekt, das beim Wettbewerb „Start-up Transfer.NRW“ durch Unterstützung des neu etablierten Start-up Centers der Bergischen Universität gefördert wird. „Das Bergische Land wird als Standort im Vergleich zu Gründungs-Hotspots wie Berlin, Hamburg oder München häufig unterschätzt. Gerade für ein Start-up aus dem Business-to-Business-Bereich (B2B) bieten sich hier in der Region jedoch zentrale Vorteile“, so Tobias Rabenau (Geschäftsführer des Start-up-Centers).

Die Gründer des nun geförderten Projekts profitieren so von einer eng vernetzten Industrie mit überdurchschnittlich vielen Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe sowie kurzen Wegen zu Kundinnen und Kunden sowie Kooperationspartnern. Die zukünftigen Kundinnen und Kunden können durch die Anwendung des neuen Verfahrens ihre meist innovations- und qualitätsbasierten Wettbewerbsvorteile weiter ausbauen und so den steigenden Herausforderungen durch den wachsenden Wettbewerbs- und Kostendruck sowie den kürzer werdenden Innovationszyklen begegnen.