Seilbahn im Gegenwind
Mit der Seilbahn auf die Südhöhen schweben — ein Leuchtturm-Projekt für Wuppertal! Bislang dominierte nahezu euphorische Aufbruchstimmung. Gar von einer Schwebebahn 2.0 ist die Rede gewesen. Jetzt erhält das Projekt ersten Gegenwind.
Kippt die Stimmung?
"Allein den Wertverlust beziffere ich auf rund 150.000 Euro", sagt Antonino Zeidler. In der Cläre-Blaeser-Straße hat sich das Paar finanziell stark engagiert. "Wenn alles fertig ist, dann stecken hier 600.000 Euro drin", und zeigt auf das neue Eigenheim mit Erdwärmeheizung, Solarpanels auf dem Dach und großer Glasfront zum Garten hinaus.
Freier Blick auf einen Schattengarten garantiert? Denn "laut den Plänen der WSW soll in knapp 30 Metern Entfernung einer von insgesamt sechs Stützpfeilern hin. Bis zu 45 Meter kann er hier hoch sein", vermutet Antonino Zeidler. "Und dann fliegen die Gondeln noch im 15-Sekunden-Takt über unsere Köpfe hinweg, teilweise nur wenige Meter über dem Dachgiebel", ergänzt Ralf Reiferth, Nachbar der Zeidlers, "an Entspannung im eigenen Garten ist dann nicht mehr zu denken." Knapp 50 Anwohner sind in dem Neubaugebiet betroffen, auf weitere Nachbarn stellen sie jetzt nicht mehr ein. "Es sind zwar noch zwei Parzellen zu rund 190.000 Euro zu haben. Aber wenn hier die Seilbahn entlang führt, dann würde ich hier auch nicht mehr kaufen wollen", erklärt Ralf Reiferth.
Angeboten werden die Grundstücke von der Immobilienabteilung der Stadtsparkasse Wuppertal, aber "bislang gibt es keine Hinweise auf einen Wertverlust der Grundstücke an der Cläre-Blaeser-Straße", erklärte die Presseabteilung der Stadtsparkasse auf Anfrage.
Gelassenheit herrscht auch bei der BEMA Comfortbau GmbH. Sie vermarktet ein Luxus-Wohnbauprojekt am Jung-Stilling-Weg auf dem ehemaligen Gelände des Ausflugslokals Rigi Kulm. Dieses wäre ebenfalls von der Streckenführung einer möglichen Seilbahn betroffen. Laut WSW-Plänen ist zum Beispiel im Blickfeld der Penthouse-Wohnungen ein 42 Meter hoher Pfeiler in Sicht. "Damit haben wir kein Problem. Bevor hier irgendetwas geschieht, da vergehen noch viele Jahre", erklärt Edith Balzer von der BEMA. Zudem spricht sie dem Seilbahn-Projekt die Durchschlagskraft ab: "Bevor die Seilbahn kommt, wird vermutlich eher noch die Barmer Bergbahn wieder fahren. Dem Seilbahn-Projekt sehen wir gelassen entgegen."
Die sensibilisierten Anwohner entlang der bereits veröffentlichten Seilbahntrasse sind da skeptischer. Sie haben sich nun zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und prüfen juristische Wege. "Uns ist in diesem Projekt die Rolle der Wuppertaler Meckerköpfe zugedacht. Wenn wir allein dadurch die Sinnhaftigkeit eines solchen Projektes hinterfragen können und eventuell verhindern, dass 50 Millionen Euro Steuergelder sinnlos in den Sand gesetzt werden, dann nehme ich persönlich diese Rolle gerne an. Das muss man dann aushalten", sagt Martin Gülich aus der Friedrichsallee.