Fußgänger und das Smartphone Risiko: Mit Handy über die Straße

Wuppertal · Der "Auto Club Europa" möchte zeigen, dass nicht nur Autofahrer mit Handy am Steuer eine Gefahr sind. Eine Stunde lang hat eine Gruppe jetzt in Wuppertal Fußgänger gezählt, die mit Smartphone in der Hand die Straße überqueren.

Mit Handy am Ohr über die Ampel - offensichtlich ein wachsendes Problem.

Foto: Dennis Polz

Es ist längst eine Gewohnheit geworden, gegen die die Polizei bereits seit einigen Jahren vehement und aktiv vorgeht. Das Handy am Steuer, das meist gar nicht mehr zum Telefonieren, sondern zum Schreiben während der Fahrt genutzt wird. Bisher nicht im Fokus sind die Fußgänger, die ebenfalls, wenn sie auf die Straße treten und zum Verkehrsteilnehmer werden, gerne ihre meiste Aufmerksamkeit ihrem Smartphone schenken. Der "Auto Club Europa" will das ändern. Er hat sich mit Strichlisten an die Morianstraße gestellt — und in Wuppertal einen erschreckenden Rekord aufgezeichnet.

"Unsere bisherigen Zählungen in Köln, Aachen, Düsseldorf und Essen zeigten, dass rund 15 Prozent der Menschen beim Überqueren der Straße durch den Blick auf das Smart- phone oder durch Kopfhörer vom Verkehrsgeschehen abgelenkt sind", erklärt Tolga Kaya als NRW-Beauftragter des Clubs.

An seiner Seite zählten Ehrenamtliche aus Wuppertal mit, wie zum Beispiel Harry Gohr. Gohr arbeitete jahrelang als Busfahrer bei den Stadtwerken und hat selber erlebt, dass die eine oder andere brenzlige Situation auf der Straße auch durch unaufmerksame Passanten ausgelöst wurde. "Gerade hier an der Morianstraße passiert auf der Straße sehr viel gleichzeitig", erklärt der ehrenamtliche Helfer. "Die Autos überholen die Busse, die dann doch ausscheren, und gleichzeitig strömen die Passanten auf die Straße."

Wie gefährlich gerade Fußgänger leben, zeigt die Verkehrsunfallbilanz. Denn trotz insgesamt stagnierender Unfallzahlen sind im bergischen Städtedreieck immer mehr Fußgänger die Leidtragenden.

Die Zahl der verunglückten Fußgänger stieg im vergangenem Jahr um 3,3 Prozent auf 377 an. Fünf der insgesamt acht getöteten Verkehrsteilnehmer im vergangenen Jahr waren zu Fuß unterwegs.

"Aktionen wie unsere sollen die Straßen sicherer machen", sagt Kaya. Die Passanten mit Handy am Ohr anzusprechen, darauf verzichtete die Gruppe allerdings. Kaya: "Wir möchten niemandem ein unangenehmes Gefühl geben. Die ausgewerteten Zahlen werden für sich sprechen und hoffentlich zum Nachdenken anregen."

Und das sollten sie auch: In einer Stunde zählte die Gruppe von insgesamt 430 Passanten 83 mit Handy in der Hand oder am Ohr. "19,1 Prozent — das ist der höchste Wert, den wir bisher in Nordrhein-Westfalen gezählt haben", vermeldet Tolga Kaya. "Und traurige Gewissheit ist, bei schönem Wetter wären es sicherlich noch viel mehr gewesen."