Ev. Kirchenkreis Reise nach Namibia: Eine Partnerschaft des Vertrauens

Wuppertal · Zwei Wochen lang waren sieben Delegierte aus dem Kirchenkreis im Partner-Kirchenkreis Keetmanshoop im südlichen Namibia zu Gast. Glücklich und erschöpft sind sie wieder in Wuppertal angekommen. Ein Reisebericht von Katja Dummer.

Für Ruth Hepperle, die für die Kinder in Namibia strickte, wurde eine Gedenktafel enthüllt.

Foto: Katja Dummer

„Zwei Wochen voller spannender Begegnungen liegen hinter uns. So viele - noch nicht sortierte - Eindrücke, Freud und Leid, wo beginnt man da mit einem Reisebericht?

Vielleicht fangen wir einfach bei den Suppenküchen an: In acht Gemeinden wurden im Frühjahr dieses Jahres mit unserer Unterstützung Suppenküchen – Herde, Kühlschränke, Gefriertruhen, Töpfe, Teller und Suppenkellen – angeschafft. Nach Corona sind noch mehr Menschen von bitterer Armut betroffen, haben Hunger.

Foto: Katja Dummer

Zusammen mit den Kirchengemeinden vor Ort können wir so die Menschen unterstützen, denen es schlecht geht in Namibia – und das sind viele. Gemeinsam: wir geben Geld, das uns der Kirchenkreis bzw. der Gesamtverband zur Verfügung stellt, die Partnergemeinden vor Ort investieren ihre Zeit, um zu kochen, Essen auszugeben.

Einige der Gemeinden werben erfolgreich zusätzliche Essensspenden von Gemeindegliedern und umliegenden Geschäften ein. Bei manchen der Gemeinden sind etwa 35 Seniorinnen und Senioren registriert, die Essen bekommen, bei anderen sind es über siebzig.

Die Armut scheint größer geworden zu sein

Kinder werden geschickt, um Essen abzuholen für die Ouma, die nicht mehr selbst kommen kann. Viele der alten Leute gehen jeden Tag zu einer anderen Suppenküche, denn die winzige Rente reicht nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Oft lebt aber nicht nur die Oma oder der Opa von der Rente, sondern auch noch ein Enkel oder Urenkel. Die Kinder arbeiten in der Stadt und verdienen nur wenig. Oder sie sind gestorben. An Aids oder an Covid. Die Armut scheint noch größer geworden zu sein in der Pandemie.

Immer wieder hören wir, wie dankbar die Menschen uns sind. Als wir in einer Zoom-Sitzung gemeinsam mit den Nachbarn entschieden haben, Suppenküchen zu finanzieren, da konnten wir uns wohl die Töpfe und Geräte vorstellen, die gekauft wurden. Die Menschen, für die nun in diesen Töpfen gekocht wird, bekommen erst jetzt ein Gesicht für uns. Beziehungsweise viele Gesichter. Und dann die viele Händen, die wir drücken ...

Zur Freude aller packen die Gäste aus Deutschland sogar mit an, füllen Nudeln mit Sauce oder Suppe und Brötchen in Schüsseln und verteilen sie. Wir sind angerührt von der Freude über unser Kommen und von der Armut, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.

Vier Hostels besucht

Auf unserer Reise besuchen wir auch vier Hostels, Wohnheime für Schülerinnen und Schüler, die auf umliegenden Farmen wohnen und für die der tägliche Weg zur Schule zu weit wäre. 2019, bei unserem letzten Besuch in Namibia, war das Hostel in Aroab mitten in der Kalahari-Wüste in einem erbärmlichen Zustand: der Sturm hatte das Dach teilweise zerstört, die sanitären Anlagen waren größtenteils defekt und kaum nutzbar, Leitungen undicht.

Mit Unterstützung von Brot für die Welt und Partnerschaftsmitteln wurde mitten in der Pandemie das Hostel renoviert. Die Kinder, fast 50 Mädchen und Jungen, die hier wohnen, wachsen jetzt in einer schönen Umgebung auf. Und es gibt ein Fest in Aroab: Eine Gedenktafel für Ruth Hepperle, verstorbenes Gemeindeglied aus Elberfeld-West, wird in einem Festakt enthüllt.

Es wird getanzt und gefeiert

Ruth Hepperle strickte jahrzehntelang Decken, Mützen und Pullover, die sie auf Gemeindefesten zugunsten der Kinder in Namibia verkaufte. Auch dieses Geld ist in die Renovierung geflossen. Bei der Enthüllung der Tafel durch Lisa-Marie Dummer, die Delegierte aus Elberfeld-West und Pfarrerin Simone Pries lobt der namibische Pfarrer Johannes de Klerk die ,gute Seele‘, die die Kinder in Namibia unterstützt hat.

Für Ruth Hepperle, die für die Kinder in Namibia strickte, wurde eine Gedenktafel enthüllt.

Foto: Katja Dummer

Nach der Enthüllung wird getanzt, geschmaust und gefeiert. Gemeinsam feiern wir, dass die Kinder in einer würdevollen Umgebung leben und lernen können, wir feiern Ruth Hepperle, feiern Partnerschaft, unseren Glauben, das Leben. Als wir zurückfahren nach Keetmanshoop, regnet es mitten in der Wüste.

Ein Blick in die Zukunft

Mit Partnerinnen und Partner aus allen Gemeinden treffen wir uns in Bethanie. Während des Workshops teilen wir zuerst Geschichten: Wie war das während Corona? Wovor hatten wir Angst? Wen haben wir verloren? Die vielen Verluste beklagen wir gemeinsam und kommen schnell ins Gespräch, bauen Vertrauen zueinander auf. Überlegen, welchen Herausforderungen wir uns nach Corona stellen müssen? Die sind teilweise ganz ähnlich: wie kann man die Jugendlichen einbinden, wie Engagierte ins Boot holen für die vielfältigen Aufgaben in den Gemeinden.

Schließlich reden wir über unsere Visionen von Partnerschaft. Wie können wir besser miteinander in Kontakt bleiben? Wie können wir auch in 10.000 km Entfernung das Leben teilen, uns darüber informieren, was in den Gemeinden passiert? Und wir sind uns einig: Wir möchten die Suppenküchen auch weiterhin betreiben, um gemeinsam die Alten und die Bedürftigen zu unterstützen. Wie das konkret gehen kann, werden wir nach der Reise gemeinsam überlegen.

Partnerschaft lässt sich nicht auf Zahlen reduzieren, nicht auf Geld. Partnerschaft wächst, so wie das Vertrauen zueinander wächst. Da gibt es Rückschläge, Hoffnung, geteilte Spiritualität, den Glauben an denselben Gott ,Und bis wir uns wiedersehen, und bis wir uns wiedersehen, möge Gott seine schützende Hand, über dir halten …!‘“