OB-Kandidat? Jetzt ist alles möglich
Können Sie Oberbürgermeister? Wenn ja, dann hätte "Wuppertal 3.0" da vielleicht einen Job für Sie. Die Bürgerplattform sucht gerade dringend einen Kandidaten.
Für manche kam es etwas überraschend, dass Jörg Heynkes bei der Veranstaltung von "Wuppertal 3.0" am Mittwoch erklärte, man habe bislang keinen festen Kandidaten. Vielmehr seien jetzt die Bürger aufgefordert, sich einzubringen und ihre Bewerbung als OB-Kandidat abzugeben. Jeder sei eingeladen: So sei es von Anfang an geplant gewesen.
Drei Monate und vier Veranstaltungen, aber kein passender Kandidat in Sicht? "Ich habe den Prozess immer so verstanden", sagt Marc Schulz, Fraktionsvorsitzender der Grünen und Teil von "Wuppertal 3.0". "Erst kommt das Programm, dann die Person." Warum man den Prozess nicht umgedreht habe — also den Aufruf zur Bewerbung an den Anfang gestellt habe, um dann mit einem Kreis von Kandidaten in die Themen-Veranstaltungen zu gehen und sich so ein Bild von den Personen zu machen? Das sei, so Schulz, eine heikle Situation für die Bewerber. "Wer sich öffentlich als Kandidat bekennt, kann. Nachteile im Job bekommen." Und wer am Ende nicht gewählt werde, verliere dabei auch sein Gesicht.
Dass es schwierig werde, erst Ende Mai mit einem Kandidaten an die Öffentlichkeit zu gehen, sieht er nicht: "Das ist zu schaffen." Fehlt eben nur der (oder die) tolle Kandidat(in). Ein echter Charakter solle es sein, sagt Marcel Hafke, als Fraktionsvorsitzender der FDP ebenfalls mit im "3.0"-Boot: "Jemand, mit dem sich die Menschen identifizieren können, der eventuell ein Unternehmen leitet oder Erfahrungen im Ehrenamt gemacht hat."
Keinesfalls sei es das Ziel gewesen, den Wuppertalern bereits einen Kandidaten zu präsentieren: Das unterstreichen alle Beteiligten. Schließlich gehe es ja um Bürgerbeteiligung. Die Fixierung auf bestimmte Personen— eine Sache der Medien. Hier darf jeder mitmachen. Und doch: Wer sich bewirbt, wird die Öffentlichkeit nicht erfahren. An der Wahl beteiligen kann sie sich auch nicht. Das obliegt allein den Köpfen hinter "Wuppertal 3.0".
Dann ist also alles offen? Die Antwort Hafkes lässt da Interpretationsspielraum: "Wir haben die Ausschreibung gestartet, um zu gucken, wer sich meldet, aber wir sind natürlich auch mit einigen Leuten im Gespräch." Im schlechtesten Fall könne es auch sein, dass es gar keinen eigenen Kandidaten geben wird. "Doch dann hat alleine der Prozess viel bewirkt."