Sparkassen-Vorstand Gunther Wölfges zur Kritik an den neuen Girokonten "Keine platte Preiserhöhung"
Zum 1. Juli 2015 stellt die Stadtsparkasse Wuppertal die rund 200.000 Girokonten ihrer Kunden um. Die drei neuen Kontenmodelle sind teurer als die bisherigen, sollen sich aber über mehr Leistung und Rabatte rechnen können.
Trotzdem hagelt es jetzt Kritik. Rundschau-Redakteur Roderich Trapp sprach darüber mit Sparkassen-Chef Gunther Wölfges.
Herr Wölfges, Sie hatten eine "neue Kontenwelt" vorgestellt, die sich den Ansprüchen der Kunden anpassen soll. Die sehen die Umstellung aber ziemlich kritisch, sogar der Vorwurf der "Abzocke" steht im Raum...
Wenn man 200.000 Kunden eine Preiserhöhung mitteilt, muss man natürlich mit solchen emotionalen Reaktionen rechnen. Wir räumen aber auch ein, dass es bei der Vorstellung der komplexen Produkte Fehler in der Kommunikation gegeben hat. Sie haben offensichtlich zu dem Eindruck geführt, hier sollte etwas kaschiert werden. Das wollten wir natürlich nicht. Uns geht es ausdrücklich darum, unser Versorgungsnetz in Wuppertal aufrechterhalten zu können. Und hinter den neuen Konten stecken ja auch Leistungen, die überzeugen, wenn man sie den Kunden richtig erklärt. Das merken wir bei der persönlichen Beratung in unseren Filialen ganz deutlich.
Trotzdem drohen jetzt manche Sparkassen-Kunden mit Kündigung. Erschreckt Sie das?
Auch dazu muss man sagen: Uns geht es darum, die Qualität unseres Filialnetzes mit 34 Geschäftsstellen und 600 Beratern in der Fläche zu sichern. Diese Nähe zu den Menschen hat einen großen Wert, auch im Vergleich mit anderen Städten. Aber man muss dieses Netz bezahlen können. Deshalb waren wir nach zwölf Jahren in der Pflicht, die Preise zu erhöhen.
Inhaber des bisherigen Onlinekontos mit einem Euro Grundpreis zahlen ab Juli 3,90 Euro. Prozentual eine gewaltige Erhöhung.
Dazu muss man wissen, dass wir immer mehr Kunden haben, die nur für Online-Leistungen bezahlen, aber trotzdem Services mit Bedienung nutzten. Unter diesem Gesichtspunkt hätten viele der GiroDirekt-Kunden schon lange deutlich mehr zahlen müssen. Das können wir auf Dauer ohne Preiserhöhung nicht leisten. Jetzt stellen wir sicher, dass auf absehbare Zeit keine Filiale geschlossen werden muss.
Anders sieht das Nutzerverhalten bei Senioren aus. Viele von ihnen sind verunsichert, nachdem sie Post von der Sparkasse bekommen haben. Und sie zahlen für das klassische Girokonto demnächst 7,90 Euro statt bisher 5,25...
Gerade Senioren profitieren doch von unserem Filialnetz und der persönlichen Betreuung. Und wenn sie nicht zu uns kommen können, kommen unsere Berater auch zu ihnen. Wir ermuntern daher jeden älteren Menschen, mit seiner Filiale Kontakt aufzunehmen und sich alles erklären zu lassen. Und zu den Preisen: Beim bisherigen GiroKlassik-Konto kostete jede beleghafte Buchung wie eine Überweisung, die gerade Senioren noch oft nutzen, 75 Cent. Die sind jetzt beim Nachfolger GiroComfort inklusive. Wie gesagt: Die Produkte sind erklärungsbedürftig, bieten aber auch ein Feld der Möglichkeiten.
Wie sind die Kontenmodelle eigentlich entstanden?
Wir wollten nicht nur eine platte Preiserhöhung machen, sondern damit verbunden innovative und attraktive neue Produkte entwickeln. Daran haben wir, unterstützt durch Berater, sechs Monate gearbeitet. Wir haben die Pakete auch zufällig ausgewählten Kunden vorgestellt — verbunden mit der Frage: Was ist der realistische Preis dafür?
Falls die Kritik anhält: Wären Sie auch bereit, die neue Kontowelt noch einmal zu verändern.
Das ist kein Thema, weil wir zutiefst davon überzeugt sind, auf echte Bedürfnisse zugeschnittene Kontenmodelle mit nutzungsgerechten Preisen gefunden zu haben, die ihr Geld auch wert sind. Ehrlich: Wir machen das alles mit bestem Wissen und Gewissen, denn wir sind doch hier, um zu bleiben.