In Wuppertal Nach Gewalttat: Kinder suchen ein Zuhause

Wuppertal / Bocholt · Sie hatten den Mord an ihrer Mutter miterlebt — jetzt kommen drei Kinder in die Obhut ihrer Tante nach Wuppertal. Das Problem: Die dann achtköpfige Familie benötigt so schnell wie möglich eine größere Wohnung.

Das Logo des Weißen Rings.

Foto: Weißer Ring

Der Vater der Kinder hatte die Mutter Mitte letzten Jahres in Bocholt erstochen und wurde im Februar wegen Totschlags zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Klaudia Duhr vom "Weißen Ring" hat die in Wuppertal lebende Schwester der Getöten seit der Gewalttat betreut — auch während des Prozesses, in dem diese als Nebenklägerin auftrat.

Nachdem die traumatisierten Kinder des Opfers (3,5,6) bis zum Urteilsspruch in einer Pflegefamilie untergekommen waren, leben sie nun im Haushalt ihrer Tante und ihres Onkels in Vohwinkel. "Dort sind allerdings schon drei Kinder im Alter von einem halben, vier und sechs Jahren", erläutert Klaudia Duhr die Ausgangssituation.

Die 70 Quadratmeter große Wohnung ist deswegen erheblich zu klein. Bislang blieb die Wohnungssuche erfolglos — "bei sechs kleinen Kindern haben manche Vermieter offensichtlich unbegründete Vorurteile", meint Klaudia Duhr. Sie ist nach ihren monatelangen Beobachtungen aber zuversichtlich, dass die Familie die Situation meistern wird und hofft, dass sich nach Möglichkeit im vertrauten Raum Vohwinkel/Sonnborn eine Wohnung mit 100 bis 120 Quadratmeter und fünf Zimmern findet. Angebote bitte an Telefon 0151/551 646 55.

Es ist ein besonders betreuungsintensiver Fall aus dem Alltag des Weißen Rings. Die Opferschutzvereinigung wird in Wuppertal von zehn ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt, die intensiv aus- und weitergebildet werden. Schließlich haben sie es allzu oft mit mehr oder weniger schwer traumatisierten Geschädigten zu tun. "Zunehmend haben wir es auch mit Stalking-Opfern zu tun", berichtet Klaudia Duhr, "diese ständige Beobachtung kann manchen das ganze Leben zerstören." Immer wieder werden die Ehrenamtler auch mit Opfern von Missbrauch konfrontiert, wobei sich viele Betroffene erst Jahre oder Jahrzehnte nach der Tat öffnen.

Im oben beschriebenen Fall war die Frau bei der Zeugenvernehmung übrigens von der Polizei auf den Weißen Ring aufmerksam gemacht worden. Von dort half man unter anderem auch finanziell bei den zahlreichen Fahrten während des lange anhaltenden Prozesses.