Befall in den Wäldern Nach Friedericke kommt der Borkenkäfer
Wuppertal · Der Sturm Friedericke vom 19. Januar hat in den Wuppertaler Stadtwäldern enorme Schäden angerichtet und über 1.000 Bäume entwurzelt. Bei den Sturmschäden war insbesondere die Fichte stark betroffen.
Nun fällt auch noch der Borkenkäfer über sie her.
"Insbesondere bei den vom Sturm bereits stark betroffenen Waldflächen haben wir aktuell einen sehr hohen Befall mit Borkenkäfern. Der Sturm Friedericke und die aktuelle Hitzeperiode bilden eine hervorragende Grundlage für die Käfer", sagt Sebastian Rabe, Abteilungsleiter Forsten bei der Stadt Wuppertal.
Durch den Sturm seien auch viele der noch stehenden Bäume in den Wurzeln geschädigt, so dass die Wasseraufnahme nicht optimal klappt. Da viele Bäume umgeworfen wurden, trifft nun auch viel mehr Sonnenlicht auf den Boden, so dass er schneller austrocknet und den Bäumen nicht genügend Wasser zur Verfügung steht. Somit stehen die Bäume unter Stress und können sich nicht mehr gegen den Angriff der Borkenkäfer wehren, den sie sonst durch austretendes Harz abwehren können. Um möglichst viele Bäume retten zu können, müssen die vom Borkenkäfer befallenen Bäume schnellstmöglich gefällt werden. "Ansonsten bildet sich die nächste Generation Borkenkäfer, die dann weitere Bäume befällt", sagt Rabe.
Vor allem die Waldflächen am Nöllenhammer Bachtal, wie zum Beispiel im Bereich Vonkleln, und am Adelenblick seien momentan stark betroffen. Dort müssen nun die städtischen Forstwirte, um Forstwirtschaftsmeister Felix Naumann bei über 30°C in dicken Schnittschutzhosen, schweren Stiefeln und mit Helm Bäume fällen. "Das sind sicherlich nicht die besten Voraussetzungen für solch eine Arbeit. Eigentlich fällen wir nur im Winterhalbjahr Bäume, aber der Borkenkäfer nimmt leider auf uns keine Rücksicht.", so Naumann. Für den städtischen Oberförster Rabe ist die Arbeit für seine Mitarbeiter aktuell an der Grenze des zumutbaren. Daher werde auch überlegt, einen sogenannten Harvester einzusetzen. Dann übernimmt ein Unternehmer in einer klimatisierten Maschine die Fällung. Dies habe auch den Vorteil, dass die Maschine sehr schnell die befallenen Fichten fällen könne und man das Problem so auch schneller in den Griff bekomme.
Grundsätzlich zeige sich laut Sebastian Rabe durch den Sturm und nun durch den Borkenkäfer, dass die Fichte es in unseren Breiten schwer habe, vor allem im Hinblick auf den Klimawandel. "Diese Situation macht deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind, unsere Wälder zu ökologisch hochwertigen Mischwäldern umzubauen und auf den Klimawandel vorzubereiten. Wir würden dies nur lieber ohne Sturm und Borkenkäfer koordiniert machen. Den Takt gibt aber nun mal die Natur vor", so der Förster. Die Stadt ist bereits seit Jahren dabei die Wälder entsprechend umzugestalten. Dabei werden nicht nur die Fichtenwälder zu Mischwäldern umgebaut, sondern auch andere Waldflächen, die aus lediglich einer Baumart bestehen. So wurden in diesem Frühjahr von der Forstabteilung entsprechend rund 10.000 Bäume gepflanzt.
Neben den aktuellen Problemen rund um den Borkenkäfer bereitet der Stadt aber auch die anhaltende Trockenheit große Sorgen. Wie in vielen Teilen Deutschlands herrscht auch bei uns eine hohe Gefahr für Waldbrände. Aktuell herrscht mit Stufe 4 für Wuppertal die zweithöchste Gefahrenstufe. "Die Situation ist schon recht kritisch. Da braucht es nicht viel, um einen Waldbrand auszulösen." bemerkt Annette Berendes, Ressortleiterin Grünflächen und Forsten. Ob es sich um ausgetrocknete Rasenflächen, Büsche oder um Waldflächen handelt, überall sei aktuell große Vorsicht geboten. Daher sollten die Bürgerinnen und Bürger alles vermeiden, was zu Bränden führen könnte. Grundsätzlich herrscht zwischen dem 1. März bis 31. Oktober Rauchverbot im Wald und offenes Feuer ist erst 100 m vom Wald entfernt erlaubt. "Leider erleben wir auch immer wieder, dass Waldwege und Waldzufahrten zugeparkt werden und die Feuerwehr oder Rettungswagen bei einem Waldbrand nicht durchkommen würden.", so Berendes.
Der Borkenkäfer:
Bei Fichten kommen zwei rindenbrütende Borkenkäferarten vor. Der Buchdrucker (Ips typographus) und der Kupferstecher (Pityogenes chalcographus). Die Käfer bohren sich unter die Rinde und legen dort Brutkammern zur Eiablage an. Die Larven ernähren sich von den saftführenden Schichten des Baumes und bringen ihn so zu absterben. Nachdem sich die Larven verpuppt haben, schwärmen die erwachsenen Käfer aus und befallen die umliegenden Bäume. Bei entsprechender warmer trockener Witterung können Borkenkäfer bis zu drei Generationen pro Jahr bilden.