Rundschau-Umfrage #metwo: Das sagen Wuppertaler

Wuppertal · Seit einigen Wochen erzählen Menschen mit Migrationshintergrund unter dem Hashtag #metwo über ihre Erfahrungen mit Rassismus im Alltag. Der Hashtag soll ausdrücken, dass viele Menschen mehr als nur eine Identität haben und sich sowohl mit Deutschland als auch mit einem anderen Land verbunden fühlen.

Kübra Aykol.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Wir haben mit jungen Wuppertalern gesprochen, die in Deutschland geboren sind, deren Eltern oder Großeltern aber aus Marokko, der Türkei oder dem Libanon stammen.

Sie finden es gut, dass unter dem Hashtag #metwo negative Erfahrungen, die auch sie bereits gemacht haben, in die Öffentlichkeit getragen werden. Gleichzeitig wundern sie sich, wie schlecht diese öffentliche Kritik von der Gesellschaft vertragen wird.

Kübra Aykol, 23 Jahre:
Heutzutage wird nur noch die Herkunft als Maßstab genommen, um Menschen auf- oder abzuwerten, wobei es noch so viele andere Dinge gibt, die man beachten könnte und sollte. Ich bin nicht nur türkischstämmig, sondern zum Beispiel auch öko und reise gern, aber das interessiert nicht.

Mohamed Rhounan.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Wenn man nichts anderes als die eigene "Andersheit" unter die Nase gerieben bekommt, wird es eben einfacher zu sagen: "Ja dann bin ich eben die Türkin und nicht Deutsch, denn das ,Deutschsein' steht mir ja scheinbar nicht zu." Dabei bin ich hier geboren und fühle mich auch hier zu Hause.

Fatima-Zahra Afroune.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Mohamed Rhounan, 28 Jahre:
Es muss ein Dialog in der Gesellschaft stattfinden, der sich mit der multiplen Identität vieler Deutscher auseinandersetzt, die mit zwei oder mehreren Kulturen aufgewachsen sind und sich auch so wahrnehmen. Diese Menschen haben eine Identität, die viele noch nicht erfassen können, die "Fremdes" und Deutsches vereint.

Ich wünsche mir, dass mehr Menschen mit offenem Herzen aufeinander zugehen und keine Unterschiede machen. Ich möchte nicht darüber diskutieren und streiten, wer was postet, sondern die Energie lieber in wichtige und schöne Dinge investieren.

Gülbin Nokay, 22 Jahre:
Ich wollte immer Ärztin werden und meine Klassenlehrerin in der Realschule sagte zu mir: "Bleib realistisch, wie wäre es denn lieber mit Krankenschwester?"

Sportunterricht im Gymnasium. Meine Sportlehrerin sagt: "Ach du brauchst ja kein Handtuch, du hast ja dein Kopftuch."

Ich habe mich für ein Medizinstudium an der Uni Duisburg-Essen beworben. Als ich zum Auswahlgespräch mit Kopftuch kam, fing der Professor sofort an, mit mir über ISIS und die Flüchtlingswelle zu diskutieren und sagte dann: "Studieren Sie doch im Ausland. Wir wollen unsere Studienplätze lieber an deutsche Studierende vergeben. Oder werden Sie Krankenschwester."

Fatima-Zahra Afroune, 21 Jahre:
Eine ältere Dame fragte mich an der Bahnstation, ob ich es nicht schön finden würde, wenn meine Haare wie ihre an der frischen Luft wären. Ich antwortete ihr, dass ich kein Fan von schwitzigen Haarsträhnen im Nacken sei, Daraufhin sagte sie: "Oh, ein Wunder, dass Sie mich verstehen. Ein noch größeres, dass Sie in klarem Deutsch geantwortet haben, Sie sind ja sprachlich gut integriert!" Meine Antwort: "Herzlichen Dank, ich hatte schon befürchtet, dass ich meinen Wuppertaler Platt-Dialekt nie loswerden würde." Darauf sagte sie: "Schön, Sie ziehen ja Ihr Kopftuch eh nur für die Männer aus, die Sie zu Hause unterdrücken."