Abschied im Wichernhaus Menschen Würde geben
Wuppertal · "Das geht an Herz"— so fasste Johann Karl Wagner, nach kurzem Durchatmen und sichtlich bewegt, seine Danksagung an die 100 Ehrengäste in der Skater-Halle "Wicked Woods" zusammen. Nach 38 Jahren geht der Geschäftsführer der gemeinnützigen Wichernhaus GmbH in den Ruhestand.
In seiner Jugend wurde aus Johann Karl, dem begabten Fußballspieler, der zusammen mit Weltmeister Rainer Bonhof und Ex-Nationalspieler Jupp Tenhagen in der Jugend-Niederrhein-Auswahl aktiv war, "der Hans". Der Teamgeist, den er im Fußball schätzen lernte, hat "Hans" Wagner auch in seinem Werdegang geprägt.
Erst Ausbildung bei der Bundesbahn, dann Abendschule, dann Sozialpädagogik-Studium in Siegen. 1979 kam der gebürtige Niederrheiner nach Wuppertal und wurde als pädagogischer Leiter der Straffälligen-Hilfe des Wichernhauses eingestellt. Zusammen mit jungen, straffällig gewordenen Menschen spielte "Hans" Wagner Fußball — und war für viele der Anker für den Start in eine bessere Zukunft. Vom Straffälligenhilfe-Verein entwickelte sich das Wichernhaus zum breit aufgestellten Wuppertaler Hilfe-Dienstleister. Aus dem ehemaligen Zwei-Mann-Betrieb ist heute eine Institution mit 400 Arbeitsplätzen geworden — darunter 130 Hauptamtliche.
Die Nordbahntrasse mit Trassenmeisterei sowie "Café Nordbahntrasse", die Skater-Halle "Wicked Woods" am Bahnhof Wichlinghausen, das "Café Berlin" in Oberbarmen, die Wichern-Kapelle auf dem Bergischen Plateau, das Brockenhaus in Unterbarmen — all das sind soziale Wuppertaler Bausteine, bei denen sich der Netzwerker Wagner große Verdienste erworben hat.
Apropos Netzwerker: Die Wichern-Kapelle entwickelte Wagner gemeinsam mit dem Langerfelder Pfarrer Johannes Schimanowski, die Skater-Halle ist das Ergebnis enger Zusammenarbeit mit dem jetzigen Remscheider Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, als der in Wuppertal Leiter des Stadtbetriebs Jugend und Freizeit war.
Besondere Worte bei der Abschiedsfeier fand Wuppertals Diakonie-Direktor Marin Hamburger: Er nannte Wagner einen Mann, "der es versteht, Menschen Würde zu geben, die keine Würde mehr hatten".
Sportlich hat sich "Hans" Wagner übrigens auf kleinere Kugeln spezialisiert: Er spielt Boule — und hofft, dass bald auch auf einer neuen Bahn an der Trasse am Wichlinghauser Bahnhof tun zu können. Die Wichernhaus-Belegschaft schenkte ihm passend dazu einen Lehrgang beim deutschen Boule-Bundestrainer ...