Junior Uni Schnell auf digitale Formate umgestiegen
Wuppertal · Der aktuelle Evaluationsbericht des Wuppertaler Instituts für bildungsökonomische Forschung (WIB) der Bergischen Universität beschäftigt sich diesmal mit dem Online-Kursangebot der Wuppertaler Junior Uni.
Deren Online-Kurse wurden während des ersten Lockdowns in der Corona-Pandemie konzipiert und sind seitdem neben dem regulären Kursangebot im Semesterprogramm des außerschulischen Lernorts zu finden.
Die Bildungsökonominnen Prof. Dr. Kerstin Schneider und Dr. Anna M. Makles untersuchen nun, wie das Online-Angebot angenommen wurde. Die Ergebnisse wurden gemeinsam mit den Junior-Uni-Geschäftsführerinnen Dr. Annika Spathmann und Dr. Ariane Staab vorgestellt.
Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Wuppertaler Junior Uni für das Bergische Land 2020 und 2021 ihr Kursangebot reduzieren und auf digitale Angebote umstellen. Der aktuelle Evaluationsbericht des WIB untersucht somit auch erstmalig ein Online-Angebot der Junior Uni.
„Neben den klassischen Fragen, denen wir uns bei unseren Evaluationen seit Jahren widmen, ist ein Ziel dieses Jahr auch gewesen zu prüfen, ob und wie das Online-Angebot die Teilnehmenden erreicht hat und ob es überhaupt als konstruktive Ergänzung zum Präsenzbetrieb – auch langfristig – gesehen werden kann“, erklärt Kerstin Schneider.
Schnelle Umstellung auf digitale Formate
Nach einem starken Wachstum in den vergangenen Jahren musste das Kursangebot in der Junior Uni in den vergangenen beiden Jahren pandemiebedingt zunächst heruntergefahren werden. Allerdings hat die Junior Uni schnell reagiert und mit „Junior Uni DigiTal“ ein neues Konzept auf die Beine gestellt und etabliert. „Bereits am 18. März 2020 war unser erstes Video online“, sagt Annika Spathmann. „Und schon im Mai konnten sich die ersten Kinder und Jugendlichen für einen Kurs anmelden – uns war es sehr wichtig, möglichst schnell ein praxisnahes digitales Angebot für unsere Studierenden auf die Beine zu stellen“, ergänzt Ariane Staab.
Online neue Zielgruppen erreicht?
Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass das Online-Angebot auch Kinder und Jugendliche erreicht, die die Junior Uni bisher nicht oder nicht so gut erreicht hat. „Gerade die Älteren hat die Junior Uni hiermit etwas besser ‚abholen‘ können, als mit den reinen Präsenzangeboten“, sagt Anna M. Makles. Bezogen auf die Mädchen ist auch etwas positive Bewegung zu erkennen, aber die Effekte sind noch nicht so eindeutig. „Dazu braucht es schlicht mehr Daten und einen längeren Zeitraum für digitale Angebote. Aber, durch das digitale Angebot gibt es inzwischen Teilnehmende aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland schaltet sich das ein oder andere Kind dazu.“
Ein weiterer positiver Aspekt des Online-Angebots ist laut Evaluationsbericht, dass es noch besser Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten anspricht – auch wenn die Teilnehmenden nach wie vor häufiger aus einkommensstärkeren Haushalten kommen.
Darüber hinaus konnten in der Evaluation erstmalig auch Analysen für Junior-Uni-Studentinnen und Studenten aus Solingen und Remscheid durchgeführt werden. „Hier zeigt sich wieder, wie wichtig das Prinzip der kurzen Wege ist, wenn Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft durch außerschulische Bildungsangebote erreicht werden sollen“, sagt Kerstin Schneider. „Je weiter der Weg zur Junior Uni, desto selektiver ist die Gruppe der Junior-Uni-Studentinnen und -Studenten.“
Mädchen in MINT-Fächern weiter unterrepräsentiert
Eine zentrale Herausforderung bleibt – unabhängig vom Format – bestehen: Mädchen, egal welchen Alters, für Kurse aus dem Bereich der Technik und Ingenieurwissenschaft zu begeistern. In diesem Fachbereich werden im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2021 nur 18 Prozent der Kursplätze von Mädchen belegt. „Um Mädchen noch stärker für MINT-Themen zu begeistern, entwickeln wir derzeit spezielle Formate, wie beispielsweise einen MINT-Mädchentag im Herbst dieses Jahres“, sagt Anna Rottmann, Fach- und Projektkoordinatorin an der Junior Uni. „Außerdem planen wir Veranstaltungen mit weiblichen Vorbildern aus dem MINT-Bereich. Dazu erhalten wir auch eine Förderung des Landes NRW.“
Auch im 14. Jahr flexibel
„Die Junior Uni hat schnell und flexibel auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie reagiert, um Kindern und Jugendlichen weiterhin ein Angebot machen zu können. Sieht man sich die Zahl der Anmeldungen und auch der Wartelistenplätze für digitale Kurse an, so ist das gelungen. Insbesondere die Gruppe der Jugendlichen, die bisher nicht so gut erreicht wurde, nimmt das digitale Angebot gerne wahr.“ fasst Kerstin Schneider zusammen. Auch nach 14 Jahren ruht sich die Junior Uni also nicht auf ihren Erfolgen aus, sondern entwickelt sich erfolgreich weiter.