Unterwegs Wuppertaler Weltenbummler auf großer Tour
Wuppertal · „Jetzt hör’ doch mal auf zu rechnen! Wir machen das einfach!“ Einige Monate nachdem Katja Becker diesen Satz ihrem Mann Frank gegenüber aussprach, haben die beiden Wuppertaler ihre Jobs gekündigt, tausende Kilometer zurückgelegt und dabei ein Mal die Welt umrundet. Nun sind sie zurück im Tal. Aber nur für eine „Zwischenlandung“, denn bald geht’s wieder hinaus in die weite Welt. Wir trafen die Weltenbummler in der Beek – einem ihrer Lieblingsorte im Tal – zum Gespräch.
Rund anderthalb Jahre plante das Ehepaar aus Elberfeld an seinem Vorhaben, die sicheren Jobs aufzugeben und seinen Traum vom zeitlosen Reisen in die Tat umzusetzen. Doch selbst der beste Plan bringt nichts, wenn der Zufall gnadenlos zuschlägt. Und so zogen Katja und Frank Becker eher als gedacht los. „Plötzlich ging alles recht schnell und dann waren wir auch schon in Südamerika“, erzählt die gelernte Krankenschwester und genießt sichtlich die Erinnerung an diesen Moment. Aber mal ganz von vorne!
Seit 2013 sind Katja und Frank ein Paar. Beide stehen fest im Leben, gehen ihren Jobs nach. Vom Fernweh und der Reiselust getrieben, die beide miteinander teilen, verbringen die Eheleute ihre Urlaube in fernen Ländern.
Doch irgendwann reicht den Wuppertalern das nicht mehr. „Durch zeitlich begrenztes Reisen ist man nur oberflächlich unterwegs. Und wir möchten die Länder, die wir bereisen, kennenlernen. In die Kulturen eintauchen, Land und Leute kennenlernen – das ist es doch, was fasziniert. Pauschalurlauber waren wir noch nie, auf eigene Faust los ziehen – das ist unser Ding“, sagt Frank. Je mehr die beiden reisen, umso größer wird ihre Sehnsucht nach dem großen Abenteuer „Weltreise auf unbestimmte Zeit“.
Ein Reise nach Südafrika und Namibia im Jahr 2017 entfacht das in ihnen bereits vorhandene Reisefieber zu einem lodernden Brand. „Wir saßen im Flieger auf dem Rückweg nach Deutschland und dachten noch einmal darüber nach, wie toll es war, mit dem Jeep durch Afrika zu fahren und im Dachzelt zu übernachten. Da gab es dann diesen einen Moment. Wir schauten uns beide an und wussten: Das kann es nicht gewesen sein“, berichten die beiden ganz aufgeregt. Die Idee, die Jobs zu kündigen und die Welt zu erkunden, war geboren.
Zurück zu Haus machte sich Frank an die Planung. Anderthalb Jahre rechnete er immer wieder alles durch: Können wir uns das leisten? Wie lange können wir das machen? Bis zur Renten? Wo können wir einsparen? „Und irgendwann war klar, dass es möglich wäre. So wurde aus dem einstigen Hirngespinst plötzlich Realität“, erinnert er sich.
So kündigten beide im Januar 2019 ihre sicheren Jobs. „Das war schon komisch. Ich war 30 Jahre lang im selben Unternehmen beschäftigt. Das ist ja, wie wenn man eine langjährige Beziehung beendet“, sagt der ehemalige Qualitätsmanager. Freunde, Familie und Arbeitskollegen reagierten geschockt. „Seid ihr verrückt? Diesen Satz bekamen wir immer wieder zu hören. Nur meine Tochter feierte uns für unser Vorhaben“, so Katja.
Und statt wie geplant im Juni 2019 die Weltreise in New York zu beginnen, kam es anders. „Frank hatte mir irgendwann erzählt, dass er gerne mal eine Kreuzfahrt machen würde. Daran hatte ich mich erinnert, als ich zufällig erfuhr, dass die ARD für die Sendung „Verrückt nach Meer“ gerade Passagiere sucht. Ich habe dann ohne sein Wissen eine Bewerbung hingeschickt“, verrät Katja.
Mit Erfolg! Und so begann das große Abenteuer der beiden 54-Jährigen schon etwas eher. Bereits im März 2019 flogen sie nach Argentinien, um von dort aus im Rahmen der Dreharbeiten nach Marseille zu schippern (wie bereits berichtet). Die neuen Folgen der ARD-Reisedokumentation mit den beiden reiselustigen Wuppertalern laufen gerade montags bis freitags um 16.10 Uhr im TV. Sind aber auch online in der Mediathek des Senders zu sehen.
Angekommen wieder in Europa, packten die beiden nur kurze Zeit später erneut ihre Rücksäcke und flogen wie geplant nach New York. Von dort aus ging es unter anderem an die amerikanische Westküste, nach Hawaii, Australien, Bali und Malaysia. „Weihnachten und Silvester haben wir in Wuppertal verbracht, aber bald geh’s weiter. Im März fahren wir mit dem Wohnmobil Richtung Portugal“, freuen sich die beiden schon.
Für alle, die jetzt Lust bekommen haben, sofort loszuziehen, für die haben Katja und Frank einen Rat: „Man muss das wirklich wollen und sich auf die vielen unerwarteten Situationen unterwegs einlassen können. Aber auch vor der Abreise ist es wichtig, zu schauen, ob es für einen machbar ist, besonders finanziell. Wir haben lange geplant, bis wir uns sicher waren.“