Jobcenter-Initiative „fair eingestellt“ Mehr Wertschätzung für Langzeitarbeitslose

Wuppertal · Mit der Kampagne „fair eingestellt“ möchte das Jobcenter Wuppertal Vorurteile gegenüber Langzeitarbeitslosen abbauen und ihnen neue berufliche Chancen eröffnen. Plakate mit Aufschriften wie „Langzeitarbeitslose haben keinen Bock auf Nichtstun“ machen im Stadtgebiet auf die Initiative aufmerksam.

Langzeitarbeitslose im Stadtteilservice in Unterbarmen helfen Bewohnern bei Einkäufen und leisten Gesellschaft.

Foto: Macheroux

Das Jobcenter Wuppertal sichert den Lebensunterhalt von rund 50.000 Menschen in der Stadt, darunter 15.000 Kinder unter 15 Jahren und knapp 34.000 Erwerbsfähige.

Insbesondere den Langzeitarbeitslosen begegnen häufig Vorurteile und es fehlt der Zugang zu fairer Beschäftigung. Mit der Initiative „fair eingestellt“ will das Jobcenter genau das ändern. Die Folgen mangelnder Perspektive und der Vorurteile sind nach Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters: „Geringere Beschäftigungschancen, soziale Isolation und eine kontinuierliche Verschärfung bestehender Vorbehalte. Die Initiative ‚fair eingestellt‘ will auf diesen Teufelskreis aufmerksam machen und neue Wege für die langfristige berufliche Integration arbeitsloser Menschen ebnen.“

Denn was Lenz zufolge viele Bürger nicht wissen: Ohne Langzeitarbeitslose wäre Wuppertal viel ärmer. Entgegen gängiger Klischees bringen sie sich aktiv in Wuppertal ein und erwerben so zusätzliche Kompetenzen: Kunden des Jobcenters haben die Nordbahntrasse mitgebaut und arbeiten im Stadtteilservice, um älteren Wuppertaler Bürgern bei ihren Einkäufen zu helfen. Sie spenden als Schulgesundheitsassistentinnen in Wuppertaler Schulen Kindern Trost und sprechen ihnen Mut zu.

Thomas Lenz, Jobcenter Wuppertal.

Foto: Jobcenter

In mehr als 100 Projekten bewegen arbeitslose Menschen in Wuppertal Großes und Kleines für Wuppertal, so Lenz. Seine Haltung: Dieses Engagement verdient Wertschätzung – und wir alle können viel zum Besseren verändern, wenn wir Vorurteilen die Stirn bieten und neue berufliche Chancen eröffnen.

Menschen, die länger ohne Arbeit waren, finden sich zumeist schnell im Arbeitsleben ein, einige müssen aber Schlüsselqualifikationen erst wieder trainieren und neues Selbstbewusstsein aufbauen: Dafür benötigen sie eine längere Einarbeitungszeit. Deshalb bietet die Initiative „fair eingestellt“ für alle Bewerber ein passendes Förderprogramm. „Unternehmen erhalten eine Unterstützung, die auf die jeweiligen Voraussetzungen, Fähigkeiten und Herausforderungen der neuen Mitarbeiter ausgerichtet ist“, erklärt Lenz. „So kann sich die Förderung über einen Zeitraum von einigen Wochen bis zu fünf Jahren erstrecken und einen monatlichen Lohnkostenzuschuss von null bis 100 Prozent beinhalten.“

Dr. Andreas Kletzander, Vorstand Arbeitsmarkt und Kommunikation, ergänzt: „Wenn eine Qualifizierung notwendig ist, um den Arbeitsplatz langfristig zu sichern, unterstützen wir die Arbeitgeber dabei, passende Angebote zu finden und erstatten unter bestimmten Voraussetzungen auch die Kosten in Höhe von bis zu 3.000 Euro.“ Auch abschlussorientierte Weiterbildungen am Arbeitsplatz sind durch das Qualifizierungschancengesetz möglich. Persönliche Coachings durch erfahrene Spezialisten*innen runden einige der Programme zusätzlich ab.Unterstützung durch die Arbeitgeber.Auch die Unterstützung durch die Arbeitgeber ist nach Erfahrung von Dr. Kletzander von großer Bedeutung. Entscheidend ist, dass sie sich Zeit für die Menschen nehmen und ihnen mit Verständnis begegnen. Es könne durchaus passieren, dass zu Beginn nicht alles reibungslos funktioniert. Deshalb lässt das Jobcenter die Unternehmen und Beschäftigten zu keinem Zeitpunkt allein und bietet Beratung und Begleitung durch die Integrationsfachkräfte oder durch spezialisierte Coaches an.Offene und neue Stellen.Die Initiative „fair eingestellt“ macht es Arbeitgebern möglich, offene Jobs zu besetzen oder neue Stellen zu schaffen.

In jedem Unternehmen gibt es Aufgaben, die von Fachkräften übernommen werden, obwohl sie eigentlich nicht zu ihren Tätigkeitsbereichen gehören. Darunter das Vorbereiten der Besprechungsräume, das Buchen von Bahntickets, der Empfang von Geschäftskunden oder die Annahme von Paketen. Im Rahmen der Initiative „fair eingestellt“ können solche und ähnliche Aufgaben in einer neuen Stelle gebündelt und die Fachkräfte entlastet werden. Der Unternehmensservice des Jobcenters unterstützt Unternehmen gerne dabei, passende Mitarbeiter zu finden.