Tod von 450 Erdkröten soll juristisches Nachspiel haben IKEA-Baustelle: BUND stellt Strafanzeige

Wuppertal · Die Wuppertaler Kreisgruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat mit Blick auf die IKEA-Baustelle Strafanzeige gegen mehrere Personen gestellt. Grund sei der Tod von 450 Erdkröten Anfang April.

War die Baustelle korrrekt abgesichert? Das muss nun die Justiz klären.

Foto: Sebastian Jarych

Die Anzeige richtet sich gegen den Technische Beigeordneten der Stadt Wuppertal, Frank Meyer, sowie "ggf. weitere verantwortlich handelnde Personen in seinem Dezernat, die Geschäftsleitung von IKEA Deutschland, der im Auftrag von IKEA handelnde Ökologische Baubegleiter und Gutachter sowie die Bauleiter der auf dem Gelände arbeitenden Firmen".

Jörg Liesendahl, Diplom-Biologe und Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe, hatte bei einem Besuch vor Ort nach eigenen Angaben festgestellt, "dass zahlreiche Erdkröten aus den angrenzenden Wald-, Grünland- und Gartenflächen in Richtung des bereits zerstörten Mühlinghaus-Teiches wanderten, der sich früher auf dem Gebiet des in Arbeit befindlichen IKEA-Parkplatzes befand. Eine aus der Biologie der Erdkröte erwartbare Aktivität, da diese immer dahin wandern, wo sie selbst aus dem Krötenei geschlüpft sind."

Der BUND habe in den vergangenen drei Jahren mehrfach Schutzmaßnahmen angemahnt, so Liesendahl. Die seien nicht umgesetzt worden: "So gelangten die Kröten weitgehend ungehindert auf das Baufeld und wurden in der Folge von Baufahrzeugen getötet." Trotz einer entsprechenden Hinweises hätten weder die Stadt noch IKEA reagiert.

"Für den BUND ist nicht klar, ob nicht sogar Vorsatz im Spiel war, um nämlich dem Investor IKEA die wenigen Euros Mehrkosten zu ersparen, mit dem die Tiere hätten gerettet werden können. Liesendahl hat deshalb die Staatsanwaltschaft gebeten, diese Vermutung gezielt zu überprüfen", heißt es.

In einer Mail an Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, Andreas Mucke, fordert der BUND unterdessen, "noch vor dem angedachten Wiederwahltermin am kommenden Montag dem jetzigen Bau-, Planungs- und Umweltdezernenten Frank Meyer den Aufgabenschwerpunkt Natur- und Umweltschutz zu entziehen. Dieser stehe "im Zentrum einer kaum auflösbaren Interessenkollision steht, weil er für zwei einander entgegenstehende Themenfelder gleichzeitig zuständig ist. Während er einerseits für die Stadtentwicklung und die Bauprojekte in dieser Stadt Verantwortung trägt, ist er gleichzeitig zuständig für die sich daraus ergebenden ,Lösungen aus Sicht des Natur- und Umweltschutzes‘."

Liesendahl: "Im Falle des IKEA-Bauprojektes führte das dazu, dass die bei der Landschaftsbehörde zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entgegen der bis dato gültigen fachlichen Erkenntnisse Kröten für ,umsiedelbar‘ erklärten, weil ein zunächst von IKEA und dann von der Stadt (Dezernat F. Meyer!) beauftragter ,Gutachter‘ entsprechende, sachlich falsche Angaben machte. Es wurde nicht hinterfragt, ob dieses Gutachten korrigiert werden müsste, sondern auf der Grundlage dieses ,Gutachtens‘ wurden Fakten und sehr geringe Auflagen definiert, an deren Ende die diesjährige "Endlösung" des Krötenproblems für den Investor IKEA stand."

Meyer habe "in den vergangenen acht Jahren klar bewiesen, dass der Bereich des Natur- und Umweltschutzes in seiner Hand zum Nachteil von Natur und Umwelt in dieser Stadt genutzt wurde".