Kampf um die Demokratie Helge Lindh: „Den wahren Gegner ausmachen“
Wuppertal · Angesichts der aktuellen Zahlen und Entwicklungen auf der Rechtsaußen-Seite – etwa bei dem Geheimtreffen, das das Unwort „Remigration“ hervorgebracht hat – macht sich der Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh sehr konkrete Gedanken.
Allen Demokraten, so Lindh im Gespräch mit der Rundschau, müsse jetzt klar sein, dass es zahlenmäßig nicht zu unterschätzende Kreise in Deutschland gebe, denen es „um die Abschaffung der Republik geht. Und diese Kreise sind der wahre Gegner, den wir ausmachen und stellen müssen.“ Lindhs Diagnose: „Die Linken oder Mitte-Linken haben bei ihrem Widerstand zu begreifen, dass es schon sieben nach zwölf ist. Die Rechten, so unterschiedlich sie auch sind, halten zusammen. Die Demokraten müssen sich angesichts dessen zusammenraufen.“
Mit Blick auf Wählerinnen und Wähler quer durch die Bevölkerung sieht Helge Lindh bei „vielen eine Überforderung durch Themen des Klimaschutzes, wegen der Kritik am Bürgergeld oder dem Zuzug von Menschen aus anderen Ländern.“ Hier sei es jedoch komplett falsch, die AfD „zu imitieren oder aber bei den demokratischen Geschwistern zu wittern “. Helge Lindh: „Die AfD hat die realen Probleme nicht geschaffen, aber sie spielt damit und spielt die Menschen gegeneinander aus.“
Politik dagegen, so der Sozialdemokrat, dürfe nicht permanent im Reaktionsmodus arbeiten, sie müsse vielmehr in den Aktionsmodus kommen. Lindh: „Alle Demokraten sind jetzt dazu aufgerufen, das Land zusammenzuhalten, und nicht etwa zu Getriebenen zu werden.“
Der Blick des Bundestagsabgeordneten richtet sich auch auf seine Heimatstadt: „Wir müssen es schaffen, konkret anzusprechen, wo Menschen, etwa in Heckinghausen oder Wichlinghausen, frustriert sind, oder das Gefühl haben, sie seien überfordert und würden nicht gesehen. Das müssen wir glaubhaft ernst nehmen. Denn die Rechten sind nichts anderes als die Ausbeuter der Angst.“
Und eines ist Lindh außerdem wichtig: „Die AfD tut, als sei sie eine Partei, die Bürgern zuhört. Aber Bürgerbeteiligung gibt es in deren Denken gar nicht.“ Für das Gespräch mit Wählerinnen und Wählern, die Probleme und Ängste formulieren, erwartet Helge Lindh von allen Vertretern demokratischer Parteien, „den Menschen klar zu begründen und offen zu sagen, warum man wie handelt“.
Dass diese „zuhörende Offenheit“ zum Beispiel während der Corona-Phase nicht vertrauensbildend funktioniert habe, sei ein „Erbe“, das gerade jetzt noch nachwirke.