Uellendahl Heilig’s Blechle!

Wuppertal · Eigentlich wollte er jetzt im neuen Wohnzimmer stehen. Malte Reiter und seine Frau Rosanna hatten vor, "spätestens im September" in die ehemalige evangelische Matthäuskirche am Uellendahl einziehen, um dort ein Foto- und Kosmetikstudio einzurichten und zu wohnen.

Wohnen und arbeiten in der Kirche — kein einfaches Unterfangen, wie Malte Reiter festgestellt hat.

Foto: Florian Schmitz

Doch die Sanierung des markanten Gebäudes zog sich hin. Und laut Aussage des 28-Jährigen verdoppelten sich die Ausgaben.

Reiter macht die Firma Wohnform verantwortlich, an die er den Auftrag als Generalübernehmer abgetreten hatte. Das bedeutet, dass ein Bauherr einen Vertrag mit einer Firma schließt und sie für Material und Arbeitskosten bezahlt. Das Unternehmen sorgt dafür, dass der Auftrag ausgeführt wird. "Wohnform hat falsch kalkuliert. Überall finden sich Stellen, die zu Mehrkosten und Verzug geführt haben", wirft Reiter der Firma vor und nennt Beispiele: Drei Innen- und Außentreppen etwa seien mit 10.000 Euro veranschlagt gewesen. "Durch einen Planungsfehler soll ihr Bau jetzt 33.000 Euro kosten", sagt Reiter.

Aktuell werde das Gebäude von Feuchtigkeit belastet. Mehrere tausend Euro im Monat gingen für die Entfeuchtung der Räume drauf, so Reiter. Im Wohnzimmer sei Schimmel entstanden, weil die Fassade zum Winter hin nicht korrekt abgedichtet gewesen sei. "Alles nagt extrem an den Nerven", so Reiters Bilanz.

Einen Anwalt hat das Paar im November eingeschaltet. Die Solinger Architektin Nicole Molinari, die den Bau bislang als Sachverständige begleitete, hat das Zepter übernommen. Im November habe sie auf die Gefahr hingewiesen, dass die Planung nicht aufgehen könnte. "Damals haben wir erfahren, dass Handwerker ihr Geld noch nicht bekommen haben. Die Heizungen konnten nicht angeschlossen werden, weil den Stadtwerken bis dahin der Anschluss nicht bezahlt worden war", sagt Molinari, die allerdings keine böse Absicht seitens Wohnform vermutet, wie sie sagt.

Der Vertrag mit Wohnform lief am 31. Dezember aus. In seinem Büro an der Zollstraße sitzt Diplom-Ingenieur Michael Bruins, der das Projekt als Architekt für die Firma Wohnform geplant hat. Bruins wirkt entspannt, schüttelt aber den Kopf. "Ich stimme zu, dass die Kirche zum Vertragsende nicht bezugsfertig war. Sie wäre es aber gewesen, wenn wir normal hätten arbeiten können", sagt Bruins. Die Kommunikation zwischen den Vertragspartnern habe nicht gestimmt. Alle Aufträge seien so ausgeführt worden, wie vorab gewünscht.

Und er fügt hinzu: "Wenn wir die Handwerker nicht bezahlt hätten, wären sie auf unseren sechs Wuppertaler Baustellen wohl kaum weiter aktiv." Das gesamte Projekt am Uellendahler Deckershäuschen läuft über die Wohnform, das ehemalige Gemeindezentrum wird von der UG umgebaut, hinzu kommen Neubauten.

Der Auftraggeber, sagt Bruins, habe durch den Vertrag zudem kein finanzielles Risiko gehabt: "Darin steht eine Gesamtsumme. Mehrkosten wären zu unseren Lasten gegangen", spielt Bruins den Ball zurück. "Als wir das Gebäude übergeben haben, war es schimmel- und mängelfrei. Unsere Leistung war in Ordnung. Diese Leistung muss aber auch bezahlt werden", erklärt er. Anfang Dezember habe Wohnform "die Reißleine gezogen und den Vertrag gekündigt".

Ein Interesse, dass das Gebäude ordentlich fertiggestellt wird, betonen beide Parteien. "Ich bin ein optimistischer Mensch", so Malte Reiter, der jetzt auf April als Einzugstermin hofft.