Haus & Grund Wuppertal und Umgebung „Politik muss Nebenkosten in den Blick nehmen“
Wuppertal · Die Wohnnebenkosten sind in Nordrhein-Westfalen im Energiekrisenjahr 2022 um 11,1 Prozent gestiegen. Die Nettokaltmieten legten um 2,6 Prozent zu. So stiegen die Wohnkosten in NRW insgesamt um 6,4 Prozent. Der Durchschnittsmieter gab 13,97 Euro pro Quadratmeter und Monat fürs Wohnen aus. Davon entfielen 7,88 Euro auf die Kaltmiete und 6,09 Euro auf die Nebenkosten. Zu diesem Ergebnis kommt der NRW-Wohnkostenbericht 2023, den der Verein Haus & Grund Wuppertal und Umgebung vorgestellt hat.
„Es handelt sich um den größten Kostensprung seit Beginn der regelmäßigen Erhebung im Jahr 2014“, berichtet Geschäftsführerin Silke Kessel, „Hauptursache für den großen Anstieg der Nebenkosten ist die starke Verteuerung von Energie: 56 Prozent der Nebenkosten gehen für Heizung, Warmwasser und Strom drauf.“ Die Heizkosten sind demnach 2022 in NRW im Schnitt um 36,5 Prozent gestiegen, die Kosten der Warmwassererzeugung um 18,9 Prozent.
Dabei hätten die Energiepreisbremsen, sparsames Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher, die rund sieben Prozent Heizenergie einsparten, und der milde Winter eine noch größere Teuerung verhindert: Schließlich sind die Gaspreise laut Statistischem Bundesamt um 45,4 Prozent gestiegen, die Heizölpreise um 83,5 Prozent.
Für eine 70-Quadratmeter-Wohnung fielen im Schnitt 1.285 Euro Heizkosten an statt 941 Euro im Vorjahr. „Erschwerend hinzukommt, dass auch fast alle anderen Betriebskostenarten deutlich teurer geworden sind“, so Kessel. So stiegen die Kosten für die Gartenpflege um 15,9 Prozent, Sach- und Haftpflichtversicherungen verteuerten sich um 9,4 Prozent. Jede vierte Kommune in NRW (26 Prozent) erhöhte die Grundsteuer.
„Kein Wunder, dass 40 Prozent der Mieterhaushalte für 2022 eine Nachzahlung leisten mussten“, stellt Silke Kessel fest. Mit 162,76 Euro sei diese Nachzahlung zumindest im Durchschnitt allerdings nicht dramatisch hoch gewesen. Das liege auch „am umsichtigen Verhalten von Mietern und Vermietern, die sich in 37 Prozent der Fälle auf eine Anpassung der Abschlagszahlungen einigten“. Knapp drei Prozent der Vermieterinnen und Vermieter hätten durch die Energiekrise Verluste erlitten.
Befragt wurden private Vermieterinnen Vermieter, die zwei Drittel der Mietwohnungen in NRW bereitstellen. „Anders als die großen Wohnungsfirmen halten sich die privaten Kleinvermieter bei der Kaltmiete sehr zurück und begnügen sich mit Mietsteigerungen weit unterhalb der Inflationsrate, die letztes Jahr 7,9 Prozent betrug. Sie nehmen ihre soziale Verantwortung ernst“, sagt Kessel. 65,2 Prozent der Mietverhältnisse seien 2022 ohne Mieterhöhung geblieben, im Vorjahr waren es allerdings noch 78,9 Prozent.
Der Kostendruck auf die Vermieter steige: „Trotz Energiekrise wurde an der Kohlendoxid-Bepreisung festgehalten und die Kohlendoxid-Kosten der Mieter anteilig auf die Vermieter abgewälzt. Die versprochene Rückzahlung der Kohlendoxid-Gelder an die Bürgerinnen und Bürger in Form eines Klimageldes wurde nicht eingeführt. Mit dem Ziel des bezahlbaren Wohnens ist all das nicht vereinbar“, kritisiert Kessel.
Wer soziales Vermieten mit stabilen, bezahlbaren Mieten wolle, müsse die privaten Kleinvermieter als leistungsfähige Marktteilnehmer erhalten und von weiteren Regulierungen absehen. „Die Politik muss die Nebenkosten als Hauptursache für die hohen Wohnkosten in den Blick nehmen und sehen, wo Kosten gesenkt werden können. Immerhin 72 Prozent der Nebenkosten sind direkt durch politische Entscheidungen beeinflusst“, stellt die Geschäftsführerin fest.
Neben der Energiepreispolitik müssten die Grundsteuer und die kommunalen Abgaben und Gebühren auf den Prüfstand. Kessel: „Jede Kommune sollte untersuchen, welche Möglichkeiten es gibt, die Kosten in diesem Bereich durch intelligentes Wirtschaften zu senken, damit die Bürger mit niedrigeren Gebühren entlastet werden können.“