Grünes Licht nach einem Jahrzehnt
Freudentränen vergoss der Himmel reichlich, als am Freitagnachmittag (19. Dezember 2014) nach fast zehnjähriger Planungs- und Bauzeit die 23 Kilometer lange Wuppertaler Nordbahntrasse als Fuß- und Radweg offiziell eingeweiht wurde.
Sie trägt nun den Namen des Großsponsors der ersten Tage, Dr. Werner Jackstädt.
Die frühere "Rheinische Strecke", die Bahnverbindung von Wuppertal nach Dortmund, war 1999 stillgelegt worden. Sie wurde von Staatssekretär Gunther Adler (Bundesumweltministerium), NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, Oberbürgermeister Peter Jung und dem Vorsitzenden der "Wuppertalbewegung", Dr. Carsten Gerhardt, freigegeben. Sie stellten das Bahnsignal am ehemaligen Bahnhof Wichlinghausen auf "Grün".
Etwa 400 Trassenfans verfolgten trotz strömenden Regens den Festakt und verzichteten sogar auf Schirme, damit die weiter hinten stehenden Besucher das Geschehen ungehindert verfolgen konnten. Besonders starken Applaus erhielt die "Wuppertalbewegung", die eine scheinbar unrealisierbare Idee trotz vieler Widerstände zur Vollendung brachte. Gelobt wurden zudem die Kräfte des zweiten Arbeitsmarktes vom Wichernhaus und der GEPA, die auch weiter mit vielen Paten für den Unterhalt der Trasse sorgen werden.
Stadtgeschichtlich war der Bau der Nordbahntrasse mit ihren acht Tunneln, 21 Brücken und vier Viadukten allein im Wuppertaler Bereich eine große technische Herausforderung. Seit der Stilllegung wurden die teilweise unter Denkmalschutz stehenden Ingenieurbauwerke und Bahnhöfe entlang der Strecke nicht mehr kontinuierlich unterhalten. Damit drohte ein Stadtbild prägendes Zeugnis der Industriegeschichte Wuppertals zu verfallen.
Insgesamt kostete die Reaktivierung der Nordbahntrasse 33,1 Millionen Euro. Der Initiator und Motor der Wiederinbetriebnahme, der Verein "Wuppertalbewegung", hat mit 2,5 Millionen Euro Spendengeldern sowie durch Eigenleistung und Arbeitsmarktprojekte im Wert von 1,6 Millionen Euro erheblich zur Finanzierung und zur Umsetzung des Projektes beigetragen. Auch Landes- und Bundesregierung unterstützen die Nordbahntrasse mit erheblichen Mitteln. Rund 14,6 Millionen Euro Städtebaufördermittel flossen in die innerstädtischen Teilstrecken der Nordbahntrasse.
Dazu kamen rund 7,2 Millionen Euro aus dem "Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramm" des NRW-Wirtschaftsministeriums einschließlich EU-Fördermitteln. Zudem finanziert das Bundesministerium für Bildung und Forschung die LED-Beleuchtung mit zwei Millionen Euro. Die Stadt Wuppertal finanziert rund 1,2 Millionen Euro Eigenanteile sowie ab dem nächsten Jahr Instandsetzungskosten für die Brückenbauwerke der Nordbahntrasse mit bis zu vier Millionen Euro.
Im Rahmen der Eröffnung gab es eine weitere Ehrung: NRW-Bauminister Michael Groschek übergab dem Vorsitzenden der "Wuppertalbewegung", Carsten Gerhardt, stellvertretend für die Initiative und die Stadt Wuppertal die Urkunde anlässlich der Qualifizierung des Projektes durch die "KlimaExpo.NRW". Die Initiative des Landes durchsucht die Projektlandschaft in NRW nach Vorzeigeprojekten, die die positiven Effekte von Klimaschutzmaßnahmen für Wirtschaft und Gesellschaft - den Fortschrittsmotor Klimaschutz - besonders gut beleuchten
Carsten Gerhardt (46) ist Gründer und Vorsitzender der "Wuppertalbewegung "und setzt sich für die Entwicklung der Stadt ein. Die "Wuppertalbewegung" hat heute mehr als 3.500 Mitglieder und aktive Unterstützer. Der promovierte Physiker ist im Hauptberuf als Unternehmensberater in seiner Firma für den Bereich Nachhaltigkeit verantwortlich.
Minister Groschek: "Die Nordbahntrasse ist ein hervorragendes Beispiel für gelungenes bürgerschaftliches Engagement. Die Wuppertalbewegung und ihre Unterstützer haben hier Beachtliches geleistet. Sowohl der finanzielle Beitrag der Bürger wie auch die 'Muskelhypothek‘, also das 'Mitanpacken‘, haben das Projekt erst auf den Weg gebracht. Solche Initiativen für nachhaltige Stadtentwicklung brauchen wir auch anderorts. Die Trasse macht das Fahrrad zu einer innerstädtischen Konkurrenz für das Auto — vor allem für die mehr als 100.000 Menschen, die im unmittelbaren Einzugsbereich wohnen."