Viel Engagement auf den Südhöhen für Flüchtlinge Große Hilfsbereitschaft in Cronenberg und Ronsdorf

Wuppertal · In den bisherigen Flüchtlings-Notunterkünften in Vohwinkel und auf Küllenhahn werde Übermenschliches ("Ich bin platt!") geleistet, betonte Oberbürgermeister Peter Jung in der voll besetzten Aula der Erich-Fried-Gesamtschule am Donnerstagabend (17.

Die Bürgerinformation in der Aula der Gesmatschule Ronsdorf war sehr gut besucht.

Foto: Klaus-Günther Conrads

September 2015). Viele Menschen arbeiten dort nahezu rund um die Uhr. Die Sporthalle Ronsdorf ist am Dienstag mit 250 Personen, vor allem aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, belegt worden. Viele Ronsdorfer ließen sich informieren, um dann über ihr Engagement nachzudenken und konkrete Angebote loszuwerden.

Obwohl die Flüchtlingssituation Staat, Länder und Kommunen überfordert und Strukturen jeder Art mit geringsten Finanzmitteln aufgebaut werden müssen, haben hauptamtliche Mitarbeiter von Stadt, Feuerwehr und Hilfsorganisationen eine Basis geschaffen, die Ehrenamtliche in Vereinen, Kirchengemeinden, Schulen usw. ausbauen können.

Dr. Stefan Kühn, Dezernent für Soziales und Schulen, blickte noch einmal auf die vergangenen Tage zurück, als nach der Sporthalle Küllenhahn jetzt die Sporthalle Ronsdorf hergerichtet werden musste. Insgesamt wurden für beide Hallen 12.000 Quadratmeter Bodenplatten beschafft und verlegt. Es galt, Betten, Möbel, Decken, Babywindeln, Lebensmittel zu beschaffen, obwohl der Markt leergefegt ist. Als die übernächtigten, teilweise traumatisierten Flüchtlinge nach teilweise monatelanger, abenteuerlicher Reise nachts ankamen, standen Hilfswillige, Dolmetscher und Ärzte bereit. Inzwischen werden schwangere Frauen regelmäßig betreut, Ärzte halten Sprechstunden ab. Röntgen und Impfen sind weitere ärztliche Herausforderungen.

Während sich in Cronenberg die evangelische Diakonie um die Koordination von Organisation und Hilfe kümmert, hat in Ronsdorf die katholische Caritas diese Herausforderung angenommen. Oberbürgermeister Peter Jung, ein Küllenhahner Junge, ist nicht nur über die Stadtgesellschaft glücklich, sondern freut sich über die Hilfsbereitschaft der "Bergvölker", die "diesmal an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen". Sein Quasi-Nachbar Peter Vorsteher nutzt derweil seine Wirtschaftskontakte, um Firmen zu großzügigen Spenden zu motivieren.

Christine Roddewig-Oudnia, stellvertretende Leiterin des Ressorts Zuwanderung und Integration, lobt die gut ausgebildeten Hilfsorganisationen, die als Basis dafür dienen, dass Ordnung, Sicherheit, Vertraulichkeit, Krankenversorgung gelingen konnten.

Nachdem die unzähligen, in den Startlöchern gesetzten Ehrenamtlichen mit dem Motto "Willkommen in Cronenberg" ein starkes Zeichen gesetzt hatten, wollen die Ronsdorfer nachziehen und "grenzüberschreitend und kooperierend" nachziehen. Dr. Jochen Denker, Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde nahm die große Hilfsbereitschaft der Zuhörer wahr, mahnte, dass die Flüchtlinge nicht hier bleiben und es um erste Hilfe geht, nannte aber auch Sprachförderung, Fahrdienste, Freizeitbeschäftigung, Sportangebote, Stadtführungen und Spenden (Kleidung, vor allem für junge Männer, Leib- und Bettwäsche, Kinderbetten, Decken, Badesachen, Spielsachen, Spiele, Kuscheltiere, Kinderwagen) als wichtige Aufgaben. Die Sachspenden überfordern die Kleiderhalle und Ehrenamtlichen auf Küllenhahn. Deshalb empfiehlt Anke Borchardt, Sachspenden zu den bekannten Einrichtungen, wie dem "Brockenhaus", zu bringen. Von dort wird Sofortbedarf gedeckt, aber auch Neubürger versorgt.

Die Annahme von Geldspenden wird noch organisiert. Die Stadt empfiehlt als Empfänger die Wohlfahrtsverbände und die Evangelische Kirchengemeinde Küllenhahn mit ihrem Spendenkonto, bastelt aber selbst an einer Annahmemöglichkeit. Eine Bürgerinitiative gibt es bereits: Johannes Rath ist via E-Mail (j.rath@carl-luedorf.de) ansprechbar.

Ganz praktische Hilfe entwickelt sich. Der benachbarte Tennisclub Blau-Weiß Ronsdorf will junge Flüchtlinge einladen. Die Sportanlage hinter der Erich-Fried-Gesamtschule steht für Fußball zur Verfügung, in Absprache mit dem EFG-Sekretariat, Lehrer möchten Sprachunterricht leisten.

Für die Sportvereine ist die Situation eine besondere Herausforderung: einerseits mussten sie Turniere abbrechen oder absagen, Training und Wettkämpfe in andere Hallen verlegen, andererseits fördert der Sport jenseits der Sprachbarrieren am besten Völkerverständigung und Integration. Beate Stamm, Vorsitzende des Bergischen Turnvereins Graben, hofft, dass sich die aktiven Vereinsmitglieder durch die schwierige Situation nicht benachteiligt fühlen und motiviert bleiben. Auch das Jugendzentrum Scheidtstraße mit Stadtteilzentrum Rehsiepen heißt junge Flüchtlinge willkommen.

Die Caritas hat die Betreuung der Flüchtlinge in der Sporthalle Ronsdorf übernommen und braucht dringend Hilfe. Ehrenamtliche Helfer für alle Tage der Woche, die zwischen 6.30 und 22 Uhr Betreuungsarbeit in der neuen Notunterkunft leisten. Es werden keine besonderen Erfahrungen vorausgesetzt, alle wichtigen Informationen liefert die Caritas. Interessierte können beispielsweise eine Stunde pro Woche helfen, aber natürlich auch mehr. Wer Zeit und Interesse an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit haben, möge eine E-Mail an Frau Dominika Posor-Punturo (dominika.posor-punturo@caritas-wsg.de) senden. Zusätzlich werden 15 Honorarkräfte gesucht, die in Schichtdiensten (je acht Stunden pro Schicht) arbeiten. Ansprechpartnerin ist Anita Dabrowski (anita.dabrowski@caritas-wsg.de). Folgende Sachspenden werden dringend benötigt: warme Winterpullover, Herrenschuhe bis 47, Herren- u. Damenunterwäsche, warme Decken, Kinderbuggies, Baby-/Kleinkinderschlafsäcke, Umzugskartons, zehn Kabeltrommeln, zehn Baustrahler für die Halle. Ein Informationsblatt mit allen Kontaktdaten und vielen weiteren, wichtigen Details gibt es im Pastoralbüro an der Lilienstraße 12a.

Das städtische Gebäudemanagement (GMW) hat 2014 1.500 Zuwanderer in Privatwohnungen untergebracht und war erst jetzt zu Sporthallennutzungen gezwungen. Dr. Hans-Uwe Flunkert: "Wir hoffen, bis Ende 2015 weitere 1.000 Plätze mieten und herrichten zu können. 87 Gebäude wurden geprüft, weitere Vorschläge sind uns willkommen (E-Mail: wohnangebote@stadt.wuppertal.de). Von den 250 Neu-Ronsdorfern werden nicht viel hier bleiben, sondern weiter verteilt. Es geht um die erste Notversorgung und nicht die Integration von Neu-Wuppertalern."

Die Sicht des Landes stellte der Landtagsabgeordnete Dietmar Bell dar und erwähnte, dass NRW den Bayern am meisten aus ihrer Not geholfen hat. Die Aufnahmezahlen stiegen von der 36. Woche (10.000), über die 37. Woche (15.000) auf 18.000 Flüchtlinge in der 38. Woche: "2016 rechnen wir mit 60.000 Flüchtlingen in NRW, für die das Land zwei Milliarden Euro aufbringen muss."