Gefährlicher Bluthochdruck

Etwas jeder Zweite leidet in Deutschland unter Bluthochdruck. Etwa 70 Prozent der Betroffenen wissen nichts von ihrer Erkrankung. Von den Patienten, die wissen, dass sie Bluthochdruck haben, lassen sich nur die Hälfte behandeln.

Chefarzt Prof. Dr. med. Bernd Sanner am Rundschau-Telefon.

Foto: Rundschau

Das ist gefährlich. Denn bei dauerhaftem Bluthochdruck steigt das Risiko für Schäden an lebenswichtigen Organen wie Herz, Gehirn und Nieren. Um Folgeschäden vorzubeugen, ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig messen zu lassen oder ihn selbst zu messen.

Die Medizinische Klinik am Agaplesion Bethesda Krankenhaus ist zertifiziertes Bluthochdruckzentrum. Unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Bernd Sanner wird durch die Vernetzung von Lungenheilkunde, Kardiologie und Schlafmedizin eine fachübergreifende Diagnose und Therapie unter einem Dach gewährleistet.

Herr Professor Sanner, was genau sagt der Blutdruck aus?

Prof. Sanner: Der Blutdruckwert zeigt an, mit welchem Druck das Blut durch die Arterien fließt. Misst man den Blutdruck, werden zwei Werte bestimmt: der systolische (obere) Wert und der diastolische (untere) Wert. Ab einem Druck in den Arterien von 140/90 mmHg spricht man von Bluthochdruck. Aber nur, wenn beim Arzt gemessen wird. Wenn man selbst misst, gilt der Wert 135 zu 85 mmHG als Normwert. Niedrigere Werte sind noch besser. Nach Angaben der Deutschen Hochdruckliga liegt der ideale Blutdruck bei 120/80 mmHg. Wer den Blutdruck zu Hause misst, sollte beim Kauf eines Messgerätes darauf achten, dass es ein anerkanntes Prüfsiegel hat. Die Deutsche Hochdruckliga testet zum Beispiel regelmäßig Geräte auf Zuverlässigkeit. Aufgelistet sind sie unter www.hochdruckliga.de

Wie misst man den Blutdruck richtig?

Prof. Sanner: Den Blutdruck sollte man täglich und zur gleichen Uhrzeit messen. Am besten mit einem Oberarmessgerät, da diese genauer messen als Handmessgeräte. Fünf Minuten vorher sollte man sich entspannt an einen Tisch setzen, den Rücken anlehnen, nicht sprechen, sich nicht bewegen, nicht die Beine übereinander schlagen. Wichtig ist, das Handgelenk auf die Tischplatte zu legen und die Manschette mittig am nackten Oberarm, ungefähr in Herzhöhe anzulegen. Beim ersten Messen empfehle ich, beide Arme auszuprobieren und dann künftig die Seite zu nehmen, die den höheren Wert ergeben hat. Sinnvoll ist es auch, die Messung in 1-2-minütigem Abstand zu wiederholen, da der erste Wert — dies zeigen mehrere Untersuchungen — oftmals noch zu hoch ist, insbesondere, da die Messbedingungen des Einhaltens der fünf Minuten Ruhe oft nicht berücksichtigt werden.

Wie äußert sich Bluthochdruck?

Dr. Sanner: Hohen Blutdruck spürt man meist nicht negativ. Im Gegenteil: Menschen mit hohem Blutdruck fühlen sich leistungsfähiger, fitter, als solche mit niedrigen Werten. Spürbare Beschwerden, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, sind eher die Ausnahme. So bleibt er oftmals über viele Jahre unerkannt. Dabei schädigt dauerhafter Bluthochdruck sowohl Herz als auch Gefäße.

Warum ist Bluthochdruck so gefährlich?

Prof. Sanner: Erhöhter Bluthochdruck ist ein Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt, Schlaganfall und Niereninsuffizienz. Durch den hohen Druck wird das Herz stärker belastet und die Gefäße werden auf Dauer krankhaft verändert. Es kommt zu Rissen in den Seitenwänden der Blutbahnen und zu Ablagerungen, was wiederum Arterienverkalkung verursachen kann. Zudem muss das Herz kontinuierlich stärker arbeiten. Der Herzmuskel, der aus einer rechten und linken Herzkammer besteht, muss sich auf Dauer dieser erhöhten Beanspruchung anpassen und verdickt sich. Es kommt zu einer Herzmuskelschwäche oder Herzinsuffizienz. Das bedeutet, dass das Herz den Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen kann. Weitere Folgen sind zudem eine Minderdurchblutung des Herzmuskels (koronare Herzerkrankung) oder sogar ein Herzinfarkt. Wichtig zu wissen ist: Ein Senken des Blutdrucks um fünf Punkte bedeutet bereits ein bis zu 30 Prozent niedrigeres Herzinfarkt-Risiko. Deshalb verwundert es auch, warum der Bluthochdruck in Deutschland so schlecht diagnostiziert und behandelt wird.

Wie kann man Bluthochdruck vorbeugen und behandeln?

Prof. Sanner: Wird erhöhter Blutdruck rechtzeitig erkannt, kann man sehr viel tun: Ausdauertraining, Gewichtsreduktion in Verbindung mit einer gesunden, salzarmen Ernährung, wenig Alkohol und Entspannungsübungen beeinflussen den Blutdruck positiv. Reichen die Veränderungen des Lebensstils nicht aus, müssen zusätzlich Medikamente wie Calcium-Kanal- Blocker, Betablocker, Diuretika oder ACE-Hemmer verordnet werden. Ausschlaggebend für den Erfolg jeder Behandlung ist aber in erster Linie die Eigeninitiative, das Leben ein Stück weit zu ändern und die Medikamente einzunehmen.