Fracking: Wuppertal sagt jein
Wuppertal · Die Gewinnung von Öl und Gas durch Fracking ist hochgradig umstritten. Etwa die Hälfte des Wuppertaler Gebietes, vor allem in Norden der Stadt, kommen durch Schieferböden theoretisch dafür in Frage.
Beim Fracking wird per Bohrung unter sehr hohem Druck eine Flüssigkeit in den Boden gepresst, um das Gestein durchlässig zu machen und an das darin eingelagerte Gas oder Öl heranzukommen. Angesichts von zahlreichen schweren Umweltproblemen, die beispielsweise in den USA, wo Fracking intensiv betrieben wird, aufgetreten sind und auftreten, positionieren sich Umweltverbände und viele Experten vehement gegen diese Technologie.
In NRW haben sich (Stand Mai 2015) insgesamt 140 Kommunen per Resolution gegen Fracking ausgesprochen. Wuppertal war bisher dabei nicht mit von der Partie. Am 7. März stand auf der Tagesordnung des Stadtrates deswegen eine sogenannte Bürgeranregung, die Stadt möge sich offiziell zur "Frackingfreien Gemeinde" erklären — und damit einer Initiative des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) anschließen. Mit der Mehrheit von SPD und CDU wurde diese Aktion abgelehnt — gegen Grüne, Linke sowie zwei Mitglieder der WfW.
Beschlossen hat der Stadtrat folgenden Satz: "Die Stadt Wuppertal spricht sich gegen Fracking aus, wird sich aber aufgrund der inzwischen veränderten Rahmenbedingungen nicht der Aktion 'Frackingfreie Kommune' anschließen." Verwiesen wird auf eine Gesetzesinitiative des Bundes von vor einem Jahr: Damit soll Fracking in Deutschland nicht komplett ausgeschlossen, aber strenge Rahmenbedingungen dafür festgelegt werden.
Bau- und Umweltdezernent Frank Meyer gibt zu bedenken, dass es für zukünftige Generationen wichtig sein könne, "saubere" Fracking-Methoden zur Verfügung zu haben. Darum könne die Stadt dem Wunsch, Fracking komplett abzulehnen, nicht folgen. Im Gegensatz zur NRW-Landesregierung: Die hat sich entschieden gegen Fracking positioniert.
Trotzdem: Die Wuppertaler Verwaltung hält Fracking aus energie- und klimapolitischer sowie aus wirtschaftlicher Sicht für keine Alternative in Sachen Erdgasgewinnung. Wörtlich heißt es im Ratsbeschluss, eine aktive Gasgewinnung durch Fracking erscheine "kaum vorstellbar und ist aufgrund der derzeit noch unkalkulierbaren Risiken abzulehnen".
Man müsse nicht alle Bodenschätze und Energiereserven kurzfristig heben, sondern die Ziele der Energiewende und den Ausbau der regenerativen Energiequellen weiter vorantreiben.