Nach Brand an der Uellendahler Straße Fünfköpfige Familie: „Sind am Ende unserer Kräfte“
Wuppertal · Jennifer Domhardt war gerade dabei, die Ostergeschenke für ihre schlafenden Kinder einzupacken, als es an der Wohnungstür hämmerte und sie ihre Nachbarin schreien hörte: „Wir müssen sofort raus! Es brennt!“ Seitdem ist nichts mehr wie es war. Karsamstag, am 16. April 2022, verloren die alleinerziehende Mutter, ihre Drillinge Emma, Chiara und Phil (3) und Sohn Finn (7) durch den Großbrand an der Uellendahler Straße alles – und schlagen sich seit Monaten ohne festen Wohnsitz durchs Leben.
Die verzweifelte Suche nach einer Wohnung und die drohende Obdachlosigkeit belasten nicht nur Jennifer Domhardt: „Meine Kinder fühlen sich sehr unwohl. Der Brand und die jetzige Situation ohne ein wirkliches Zuhause nagen an ihnen. Die Drillinge sind zwar noch klein, bekommen aber trotzdem einiges mit. Und mein siebenjähriger Sohn nimmt unseren aktuellen Lebensumstand sehr bewusst wahr. Das alles nimmt ihn sehr mit.“
Rückblick: Am Osterwochenende soll ein Bewohner des Mehrfamilienhauses an der Uellendahler Straße mit Absicht den Dachstuhl in Brand gesteckt haben. Das Feuer und die damit verbundenen Löscharbeiten machten das gesamte Wohnhaus – somit auch die Wohnung von Familie Domhardt – unbewohnbar. Bis heute.
Nachdem die Familie in den ersten beiden Wochen nach dem Brand in einem Hotel untergebracht war, zog sie Anfang Mai in eine Ferienwohnung. „Wir sind natürlich sehr dankbar dafür, dass wir hier sein dürfen und das Jobcenter uns die Unterkunft finanziert. Aber wie lange das noch möglich ist, ist unklar. Das ist ja auch sehr teuer. Von Monat zu Monat wird neu entschieden und wenn wir hier nicht mehr bleiben können, ist momentan die einzige Alternative ein Obdachlosenheim, denn wir finden einfach keine Wohnung“, erklärt die 33-Jährige bedrückt und ist am Ende ihrer Kräfte.
Sie sagt: „Die Kinder leiden so sehr. Sie haben ihr Zuhause und all ihre Sachen verloren. Jemand hat, nachdem alles gelöscht war, sogar unsere Wohnung geplündert. Schmuck und Lego fehlten. Das, was sie jetzt haben an Kleidung und Spielzeug, sind Spenden. Nicht nur das belastet sie. Das Feuer überraschte sie im Schlaf. Ich war selbt in Panik, habe sie schreiend geweckt. Einer meiner Söhne möchte nur noch mit Schuhen abends ins Bett, damit er in einem Notfall schnell flüchten kann. Als wir vor dem Feuer aus der Wohnung auf die Straße flohen, trugen die Kinder nur ihre Pyjamas und waren barfuß.“
Trotz Unterstützung durch Fachkräfte lässt sich kein geeigneter Wohnraum finden. Die Abteilung Wohnungsnotfälle der Stadt ist zwar involviert, konnte aber bislang keinem Wohnungsangebot zustimmen. Auch die Kinder- und Jugendhilfe der Caritas setzt alles daran, den Domhardts zu helfen. Bislang auch erfolglos.
„Die Lage auf dem Wohnungsmarkt macht es zurzeit niemandem leicht, eine Wohnung zu finden. Aber ich bemerke schon, dass viele Vermieter direkt dichtmachen, wenn ich sage, dass ich Jobcenter-Leistungen beziehe und vier Kinder habe. Das finde ich traurig. Ich kann verstehen, dass einige vielleicht auch ihre negativen Erfahrungen mit Jobcenter-Kunden gemacht haben, aber ich werde kaum mal zu Besichtigungen eingeladen, damit man uns kennenlernt. Die Wohnungen, die ich mir bisher ansehen konnte, waren leider zu klein“, so Jennifer Domhardt.
Zu klein ist auch die Ferienwohnung mit den drei Zimmern. Während die Mutter sich im Wohnzimmer einen Schlafplatz eingerichtet hat, teilen sich die Kinder die anderen beiden kleinen Räume. „Insbesondere mein siebenjähriger Sohn hat keinen Rückzugsort, um zum Beispiel in Ruhe seine Hausaufgaben zu machen“, so Jennifer Domhardt.
Weiterhin hofft die Familie darauf, eine passende Wohnung zu finden. „Ich habe kaum noch Ansprüche. Wichtig wäre, dass sie zwischen 90 und 120 Quadratmetern groß ist und mindestens vier Zimmer, fünf wären noch besser, hat. Auch die Lage ist relativ egal, nur nicht unbedingt zu abgelegen in Vohwinkel oder auf den Höhen in Cronenberg und Ronsdorf. Denn die Drillinge gehen in Oberbarmen in die Kita und der Große in Wichlinghausen in die Schule.“