Interview mit der AfD-Stadtverordneten Bettina Lünsmann Es ist bestürzend

Wuppertal · Am vergangenen Wochenende hat die AfD (Alternative für Deutschland) einen Führungs- und Richtungswechsel vollzogen. Mit der Wahl von Frauke Petry hat sich der rechtspopulistische Flügel der Partei deutlich durchgesetzt.

Bettina Lünsmann ist eine von zwei AfD-Stadtverordneten.

Foto: Lünsmann

Wir sprachen mit Bettina Lünsmann, einer von zwei Wuppertaler AfD-Stadtverordneten, über die Auswirkungen vor Ort.

Waren Sie beim Parteitag in der Essener Grugahalle, oder haben Sie ihn bewusst gemieden?

Nein, sowohl mein Ratskollege Ralf Wegener als auch ich waren terminlich verhindert.

Wie beurteilen Sie die Geschehnisse dort?

Unser Ratsgeschäftsführer hat davon berichtet, auch wie dort gepöbelt wurde. Es ist sehr bedauerlich, wie sich die Dinge jetzt entwickelt haben.

Aber ist nicht seit längerem absehbar, wohin die Reise bei der AfD geht?

Nein. Wir haben Diskussionen erwartet, nicht eine solche Eskalation. Wie sich die Partei in Essen präsentiert hat, ist allerdings bestürzend.

Ralf Wegener war in der FDP. Hatten Sie auch Bezug zur FDP?

Ja, ich war in Wuppertal Geschäftsführerin. Wir sind beide zur AfD gegangen, weil wir die wirtschaftspolitischen Vorstellungen, den konservativen Liberalismus von Parteigründer Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel teilen.

Werden Sie oder Ihr Ratskollege persönliche Konsequenzen ziehen?

Wir überlegen das gerade, wollen aber noch ein wenig beobachten und abwarten...

...bis Lucke eine neue Partei gründet, zu der Sie dann wechseln würden?

Davon gehe ich derzeit aus. Er hatte ja bis hierhin einen guten Job in der AfD gemacht.

Ist die AfD in Wuppertal denn ebenso gespalten wie im Bund?

Das weiß ich nicht, es hat leider schon lange keine Parteiversammlungen mehr gegeben.

Sie und Ralf Wegener aber haben sich in der Oberbürgermeisterfrage eindeutig hinter Peter Jung gestellt. Das wurde vom Parteivorstand kritisiert.

Wir haben das natürlich auch gelesen, umso bedauerlicher, dass es momentan keinerlei Parteitage gibt, auf denen man diese Entscheidung erklären und diskutieren könnte.

Obwohl es aktuell durchaus Themen gäbe, über die man sprechen könnte...

Ja, aber wegen der Sommerpause hat der Vorstand entschieden, erst wieder im September zusammenzukommen.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)