"Ihr bringt Hoffnung"
Wuppertal / Butschatsch · Die Wuppertaler Hilfsorganisation "Mensch zu Mensch" sucht Unterstützung für ihren nächsten Hilfstransport nach Butschatsch in der West-Ukraine.
Es scheint, als stünde die Zeit still: Einfach gekleidete Leute fahren mit Pferdefuhrwerken, führen Kühe an Stricken, nur vereinzelt unterbricht das Motorengeräusch betagter Fahrzeuge die ländliche Idylle, in die das Städtchen Butschatsch im Westen der Ukraine eingebettet ist. "Kaum jemand hat noch eine reguläre Arbeit, die Lebensmittelpreise sind gestiegen, die Währung gefallen, es ist die ärmste Region im Land und die Bevölkerung zehrt überwiegend von dem wenigen, was die Äcker hergeben, quasi von der Hand in den Mund", berichtet Inna Giulak.
Die in Köln lebende Dolmetscherin ist dort aufgewachsen, wo ihre Mutter im städtischen Krankenhaus arbeitet. Dem einzigen für etwa 12.000 Stadtbewohner und die Menschen der umliegenden Orte. Inna Giulak: "Der medizinische Standard entspricht dem im Zweiten Weltkrieg, Geld für notwendige Investitionen ist nicht da."
Ohne die Wuppertaler Hilfsorganisation "Mensch zu Mensch" wäre die Lage noch dramatischer. Seit zwölf Jahren engagieren sich die Mitglieder des kleinen Vereins für die Menschen in Butschatsch. Neben Spenden für den Alltagsbedarf sind es vor allem ausrangierte medizinische Geräte und Instrumente, mit denen der Verein das Leistungsspektrum des Hospitals stabilisiert und fördert.
So auch durch einen bei der Wuppertaler Berufsfeuerwehr günstig angekauften Rettungswagen, den Polizeihauptkommissar Peter Klein, der Vorsitzende von "Mensch zu Mensch", 2013 nach Butschatsch brachte und der das Vorkriegsmodell ersetzt, das bis dato im Einsatz war.
"Zu den Facetten der Armut gehört auch, dass von Kindern abgesehen, Kranke eine über die Notfallversorgung hinausgehende Therapie oft nur gegen Bares bekommen. Da bleibt bei vielen die Gesundheit längerfristig auf der Strecke", weiß Peter Klein. Ein Problem, das durch den Bürgerkrieg in der Ukraine verschärft wird.
Zurzeit bereitet "Mensch zu Mensch" einen neuen Hilfstransport vor. "Ihr bringt Hoffnung" — Worte wie diese von einer alten Bäuerin lassen die Strapazen und bürokratischen Hürden mit dem Zoll vergessen, die auf dem 1.600 Kilometer langen Weg zwischen Wuppertal und Butschatsch liegen — und motivieren zum Weitermachen.
Im September soll die Fahrt starten. Gebraucht werden medizinische Instrumente und Hilfsmittel, noch haltbare Hygiene-Artikel sowie Geldspenden. Darüber hinaus freut sich der Verein über weitere aktive oder passive Mitglieder — und sucht in Wuppertal noch einen mindestens 20 Quadratmeter großen Raum zum Lagern von Hilfsgütern.