Bergische Uni Erzählforschungs-Preis für Wuppertaler Anglistin
Wuppertal · Dr. Carolin Gebauer, Anglistin an der Bergischen Universität Wuppertal, wird mit dem „Barbara Perkins and George Perkins“-Preis der International Society for the Study of Narrative (ISSN) ausgezeichnet. Die jährlich vergebene Ehrung gilt als die bedeutendste für herausragende Beiträge zur internationalen Erzählforschung.
Die Preisverleihung wird Anfang März auf der Jahrestagung der ISSN im US-amerikanischen Dallas stattfinden. Gebauer wird damit für ihre Dissertationsschrift geehrt, die 2021 unter dem Titel „Making Time: World Construction in the Present-Tense Novel“ in der Narratologia-Reihe des De Gruyter Verlags erschien und sich mit zeitgenössischen Erzählungen in der Gegenwartsform befasst.
Das Auswahlkomitee, schreibt die Jury des Preises in ihrer Bekanntmachung, sei nicht nur von der „ausführlichen Beschreibung der Darstellungsformen von Zeit, der Text-Vielfalt und der beeindruckenden Detailschärfe des Buches verführt worden, sondern auch von dem Eindruck, dieser sei einer jener theoretischen Texte, der unseren Studierenden wichtig sein könnte.“ Weiter heißt es: „Das Buch ist mit dem Auge und dem Ohr einer Schriftstellerin und einer Leserin geschrieben worden; von jemandem, der im Satz lebt.“
„Die Idee, über zeitgenössische Erzählwerke zu schreiben, die im Präsens verfasst sind, entstand, weil ich gemerkt habe, wie diese Art des Erzählens unser Verständnis der Handlung verändert“, sagt Gebauer. So sei im Präsens etwa eine ganz andere Form der Dringlichkeit ausdrückbar; außerdem ließen sich Geschichten erzählen, die im Präteritum nur schwerlich darstellbar seien. „Der Roman ‚Nussschale‘ von Ian McEwan zum Beispiel erzählt aus der Perspektive eines Fötus’, was dieser im Bauch seiner Mutter hört – das kann so eigentlich nur im Präsens wiedergegeben werden, denn ein Fötus kann noch auf keine vergangenen Erlebnisse zurückblicken.“
Carolin Gebauer, die bei Prof. Dr. Roy Sommer am Wuppertaler Zentrum für Erzählforschung (ZEF) promovierte, arbeitet mittlerweile an ihrem Habilitationsprojekt: einer Geschichte der Darstellung von Mobilität in der englischen Literatur.
Außerdem ist sie seit 2020 an dem von der Europäischen Union geförderten Horizon 2020-Forschungsprojekt „Crises as OPPORTUNITIES: Towards a Level Telling Field on Migration and a New Narrative of Successful Integration“ beteiligt, das unter der Leitung von Prof. Sommer die Darstellung von Migration in der europäischen Öffentlichkeit untersucht.