Interview: Frank Meyer, Wuppertals wiedergewählter Vierfach-Dezernent "Einen Blindflug hat es nie gegeben"

Wuppertal · Er ist seit 2008 zuständig für Stadtentwicklung, Bauen, Verkehr und Umwelt in Wuppertal: Der 49-jährige Frank Meyer wurde Anfang Mai für weitere acht Jahre wiedergewählt. Nicht ohne Ärger im Vorfeld...

Frank Meyer sagt: „Stadtentwicklung hat heute eine andere Bedeutung in Wuppertal.“

Foto: Rundschau

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz sprach mit Frank Meyer.

Rundschau: Ihr 600-Mitarbeiter-Geschäftsbereich ist ja fast ein "Super-Dezernat". Passt das eigentlich alles unter einen Hut?

Meyer: Natürlich stellte sich immer die Frage, ob beispielsweise Bauen und Umwelt nicht getrennt untergebracht sein sollten. Weil sie ja angeblich immer Zielkonflikte haben. Aber vor allem beim Thema Trasse hat sich gezeigt, dass es richtig und sinnvoll ist, die beiden Bereiche in einem Haus zu haben. Die Trasse konnte nur deswegen so gut realisiert werden, weil die Bauplaner so eng mit den Umwelt- und Artenschützern kooperieren mussten und auch kooperiert haben. Das hat gezeigt, wie sich die vermuteten Zielkonflikte konstruktiv lösen lassen. Innerhalb eines Dezernates klappt das besser.

Rundschau: Apropos besser: Vor Ihrer Wiederwahl gab es starken Gegenwind aus der Opposition, die Stimmung hätte optimaler sein können. Sozialdezernent Stefan Kühn erhielt kurz vor Ihnen bei seiner Wiederwahl nur zwei Gegenstimmen, Sie mussten 28 hinnehmen. Das kann sich nicht gut angefühlt haben ...

Meyer: Das hat natürlich etwas mit mir gemacht. Ich bin allerdings im Vorfeld sehr offen damit umgegangen, dass mich eine eventuelle Zukunft als Planungsdezernent in meiner Heimatstadt Aachen interessiert. Daraus ist nichts geworden, und jetzt stehe ich für weitere acht Jahre Wuppertal voll zur Verfügung.

Rundschau: Das Thema Aachen war ein Punkt. Andere haben Ihnen vorgeworfen, in Wuppertal zu wenig bewegt zu haben.

Meyer: Natürlich haben wir in den vergangenen acht Jahren nicht alles richtig gemacht. Wer aber heute auf die Stadt schaut, wird sehen, wie stark sie sich vor allem durch die städtebaulichen Großprojekte der letzten Jahre wie den Döppersberg-Umbau, die Nordbahntrasse, das Bergische Plateau und andere absolut zum Positiven verändert hat. Baulich und auch städtebaulich. Das wird weitergehen und verstärkt werden. Wichtig ist aber, dass wir das Problem unserer Straßen und Brücken nicht aus dem Auge verlieren. Beim Thema Zustand der alltäglichen Verkehrsinfrastruktur drohen in den kommenden Jahren große Schwierigkeiten.

Rundschau: In Sachen Stadtplanung ist immer wieder der Vorwurf des "Blindfluges" laut geworden. Das Wort "Masterplan" war quasi verboten. Ist zu wenig Stadtübergreifendes passiert?

Meyer: Einen "Blindflug" hat es nie gegeben. Es gibt Schubladen voll von Stadtentwicklungskonzepten, von denen aber nur wenige an den Start gebracht werden konnten. Jetzt, und das hat mit Oberbürgermeister Andreas Mucke zu tun, hat die Stadtentwicklung eine andere Bedeutung bekommen. Es soll eine intensivere und konkretere Zusammenschau aller Bereiche der Stadtverwaltung geben. Das begrüße ich sehr, und mein Geschäftsbereich ist federführend und mit Hochdruck dabei. Beispielsweise eine Aktion wie die "Qualitätsoffensive Innenstadt", für die es echtes Geld gibt, wäre doch vor Jahren gar nicht möglich gewesen. Das ist ein Quantensprung. Da werden nicht nur Pläne gemacht, sondern man kümmert sich gemeinsam mit allen Beteiligten um die Zukunft der City.
Ein Top-Thema ist die Trasse. Jetzt deren Verlängerung nach Langerfeld.

Rundschau: Wie sehen Sie das, was sagen Sie zu den Positionen der Wuppertalbewegung?

Meyer: Die Verlängerung der Trasse Richtung Langerfeld ist sehr wichtig. Mein Geschäftsbereich kann das aber angesichts unserer Personalsituation und der Restarbeiten an der Nordbahntrasse frühestens 2018/2019 angehen. Die marode Brücke Kirchhofstaße, die in Sonnborn für erhebliche Verkehrs- und Anwohnerprobleme sorgt, geht da beispielsweise einfach vor. Und zum Wunsch der Wuppertalbewegung, die Trassenverlängerung allein zu machen, sage ich: Eine Ex-Eisenbahnbrücke, die wie an der Schwarzbach über eine vielbefahrene Straße führt, ist keine Spielwiese. Hier geht es um hohe Baustandards, die immer und verlässlich garantiert sein müssen. Und klar muss auch sein: Wenn die Stadt später Eigentümerin dieser Zusatztrasse sein soll, hat sie ein gesetzlich geregeltes, umfassendes Mitspracherecht. Wir sind aber in Gesprächen mit der Wuppertalbewegung und ich bin sicher, dass wir miteinander übereinkommen.