Kommentar zum Startschuss fürs Stadtentwicklungskonzept Die ehrliche Stadt besser machen
Wuppertal · Medien meckern gern. Wuppertaler auch. Deswegen ist es wichtig, mit Blick auf vorgestern Abend einmal von der üblichen Übellaunigkeit abzuweichen. Eine rappelvolle Aula der Laurentiusschule an der Aue stellte sichtbar unter Beweis, dass die Wuppertaler sich das Thema "Auftakt für ein Stadtentwicklungskonzept" nicht entgehen lassen woll(t)en.
Und es waren tatsächlich viele ganz normale Wuppertaler dabei — nicht nur die Polit-, Vereins- oder Institutionsfunktionäre als "übliche Verdächtige", die früher eine solche Veranstaltung allein für sich gehabt hätten.
Seit etwa ein- bis anderthalb Jahren ist langsam, aber deutlich zu beobachten, dass immer mehr "normale" Bürger sich einmischen, mitmachen, die Instrumente der Live-Beteiligung nutzen. Eine wichtige Saat, die leise keimt, Geduld braucht, die den abenteuerlichen Abschuss des Bürgerbeteiligungs-Dezernenten überlebt hat — und die sorgsam gehegt werden muss.
Wuppertal hat gut 100 (Entwicklungs-)Konzepte. Links, rechts, oben und unten. Nur fürs Ganze nicht. Eigentlich kaum zu glauben ... Wie der Teufel das Weihwasser haben SPD und CDU (die am Montag in der Schul-Aula personell erschreckend mager vertreten waren) über Jahre, ja fast Jahrzehnte das Thema "Masterplan" gescheut. Offiziell in den Mund nehmen sie das Wort auch heute noch nicht. Dabei ist ein Stadtentwicklungskonzept, das alle Bereiche der Stadtzukunft unter einem Dach zusammenfasst, also ein "integriertes" Stadtentwicklungskonzept, natürlich gar nichts anderes als ein "Masterplan". Endlich! Das Ding ist jetzt in der Welt und auf dem Weg. Und selbst, wenn es so sein sollte, dass das Auf-die-Schiene-Setzen dieses Stadtentwicklungskonzeptes nur deswegen "passiert" ist, weil die Spendierer richtig großer Fördergeldsummen von den Empfängern mittlerweile integrierte Konzepte verlangen — egal. Wenn ein Tritt in den Hintern dafür sorgt, dass etwas Gutes startet, darf man den Fuß, der getreten hat, nicht anklagen.
Ein Bürgereintrag auf einer der Tafeln am Montag hat mich sehr gefreut. Die Frage lautete, welches Argument man ins Feld führen würde, um einen guten Freund vom Umzug nach Wuppertal zu überzeugen. "Eine ehrliche Stadt" stand da — ganz einfach.
Diese Ehrlichkeit zu stärken und ihr nicht in den Rücken zu fallen: Das ist der Auftrag dieses Stadtentwicklungskonzeptes. Das ist der Auftrag an Verwaltung und Politik.
Vor allem an diejenigen in der Politik, die meinen, man müsste immer nur auf das heute Umsetzbare schauen und bräuchte keine Pläne für morgen.
In einer ehrlichen Stadt (gut) zu leben und sie an bestimmten Punkten immer mal wieder mitzugestalten — wär' das nicht geil?