Fehlende Praktika Wuppertaler Förderschulen: Corona bremst Berufschancen
Wuppertal · Als Folge der Corona-Pandemie fehlen Praktikumsplätze für Förderschülerinnen und -schülern in allen Bereichen. Ihre Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt seien grundsätzlich eingeschränkt, würden aber durch die aktuelle Lage noch weiter erschwert, so der Integrationsfachdienst Wuppertal. Daher sei eine besondere Förderung notwendig.
„Aufgrund des derzeitigen mangelnden Angebots an betrieblichen Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt fehlt ein wichtiger Baustein der beruflichen Orientierung für Schülerinnen und Schülern der Wuppertaler Förderschulen“, so die Diplom-Sozialwissenschaftlerin Evelin Ruhnau (Fachberaterin für den Bereich Übergang Schule-Beruf).
Der Integrationsfachdienst Wuppertal unterstützt im Auftrag des LVR-Inklusionsamtes in Köln einige der Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (beispielsweise mit geistiger Einschränkung), die die Abschlussklassen der Förderschulen und des Gemeinsamen Lernens in Wuppertal besuchen. „Wir alle bedauern, dass viele Betriebe aktuell keine, oder nur wenige Praktikumsplätze zur Verfügung stellen können. Betrieben, die Kurzarbeit angemeldet haben, mangelt es oft an personeller Kapazität oder schlichtweg an Arbeit. Wenn ein gutes Hygienekonzept vorliegt, spricht aber theoretisch nichts gegen ein Praktikum“, so Ruhnau. „Besonders den Schülerinnen und Schülern, die im nächsten Jahr die Schule verlassen, fehlt es dadurch an beruflichen Perspektiven.“
Praktika seien für die 16- bis 18-Jährigen elementar wichtig, „da viele in diesem Alter noch nicht wissen, was sie beruflich einmal machen möchten oder können“, ergänzt sie- „Ein Praktikum unter echten Bedingungen bietet dabei die unschlagbare Chance, sich auszuprobieren und Stärken zu entdecken, aber auch Schwächen zu erkennen. Nach einem Praktikum und den sich daraus ergebenden Rückmeldungen sehen viele der Jugendlichen klarer und wissen besser, was sie einmal machen möchten, um ihr eigenes Geld zu verdienen.“
Das Ziel sei, durch interessenorientiertes Ausprobieren einem beruflichen Plan näherzukommen. Es komme auch vor, dass sich dadurch sogar im Anschluss eine versicherungspflichtige Beschäftigung ergebe.
In der Regel gehen die Schülerinnen und Schüler mit Vorfreude in ein Praktikum, um ihre in der Schule gelernten Kenntnisse zu verbessern und Neues zu erlernen. Doch seit dem Corona-Lockdown im März fehlt diese Möglichkeit. Diese Einschätzung bestätigen auch die Lehrerinnen und Lehrer der Schule am Nordpark – eine der Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ in Wuppertal. „Wir, das Team der Berufspraxisstufe, wünschen uns für die Zukunft, dass es mehr mutige Firmen und Unternehmen gibt, die unseren Schülerinnen und Schülern eine Chance geben. Es steckt so viel mehr in ihnen, als die Wörter ,geistige Beeinträchtigung‘ vermuten lassen. Und sind Teamfähigkeit, Engagement, Freundlichkeit und Arbeitswille nicht oft wichtiger als das große Einmaleins? Einige der engagierten Unternehmen haben unseren Schülerinnen und Schüler bereits eine Chance in Form eines Praktikums gegeben und waren überrascht, welches große Potenzial in ihnen steckt. Lernen Sie sie kennen!“, appelliert Julia Hildebrandt, Lehrerin und Koordinatorin für Berufliche Orientierung an der Schule am Nordpark. Ruhnau „Weil das betriebliche Praktikum so wichtig für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist, möchte ich alle Betriebe, die aufgeschlossen sind, etwas für Inklusion zu tun, bitten, einen Praktikumsplatz zur Verfügung zu stellen.“
Der Integrationsfachdienst Wuppertal ist ein Trägerverbund mit der Hauptträgerschaft der Bergischen Diakonie Aprath und unterstützt im Bereich „Übergang Schule-Beruf“ Schülerinnen und Schüler mit einer geistigen und/oder körperlichen Einschränkung wie die Förderschule am Nordpark, die LVR Förderschule Wuppertal, die Troxlerschule oder Inklusionschülerinnen und -schüler, die eine Regelschule besuchen.