GEPA kooperiert mit "Cars of Hope" Bioreis aus Vohwinkel auf den Balkan
Wuppertal / München · Mehr als sechs Tonnen thailändischer Duftreis für Geflüchtete in Südosteuropa stehen derzeit abholbereit im Lager von Fair Trade-Pionier GEPA in Vohwinkel. Der Bioreis ist ein Solidaritätsbeitrag der "Green Net Cooperative", einem Genossenschaftsverband von rund 1.200 Mitgliedern, mit der die GEPA schon seit 1994 zusammenarbeitet.
Der Reis wird in der kommenden Woche nach München gebracht, wo ihn die private Hilfsorganisation "Heimatstern" entgegennimmt und weitertransportiert.
In Athen und an mehreren Orten in Serbien soll der Reis über nichtstaatliche, größtenteils privat organisierte Hilfsstrukturen an bedürftige Geflüchtete weitergegeben werden, die dort auf ihrem Weg nach Europa gestrandet sind und ohne ausreichende Versorgung festsitzen. Die Wuppertaler Flüchtlingsinitiative "Cars of Hope", die selbst Projekte in Serbien und Griechenland unterstützt, hat die Kontakte vermittelt.
Anstoß für die Hilfsaktion war 2015 ein Besuch von Vitoon Panyakul, Geschäftsführer von "Green Net", in Europa. Dabei konnte er die Ankunft tausender Geflüchteter miterleben, die über die Balkanroute nach Deutschland gekommen waren. Das Leid der Geflüchteten wie auch die anfangs freundliche, ja überschwängliche Aufnahme in Deutschland berührten ihn nachhaltig.
"Meine Freunde aus dem Fairen Handel haben mir von ihrem ehrenamtlichen Engagement für die Geflüchteten in ihren Gemeinden erzählt", so Panyakul. "Also dachte ich, dass wir Fair Trade-Partner im Süden unseren Freunden die Hand reichen sollten, um diese Hilfe zu fördern. Nahrungsmittel, biologisch angebaut und fair gehandelt, ist ein kleiner Beitrag, den wir leisten können." Für ihn ist die Unterstützung der Geflüchteten eine menschliche Pflicht. Deshalb habe "Green Net" seinem Partner GEPA den Reis anvertraut und um Weitertransport an Geflüchtete gebeten.
"Wir freuen uns, Green Net bei ihrer Aktion für Geflüchtete logistisch unterstützen zu können. Denn für die Reisbauern wie auch für uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Das ist ein Grundprinzip des Fairen Handels", so GEPA-Geschäftsführer Peter Schaumberger. "Wir danken Cars of Hope für die Vermittlung ihrer Kontakte in Südosteuropa."
Die Wuppertaler Flüchtlingsinitiative hat Projekte in den "Hot Spots", in denen Menschen auf dem Weg nach Europa stecken geblieben sind. Dort harren, unbeachtet von europäischer Politik und Öffentlichkeit, noch immer tausende Menschen in größter Not, ohne ausreichende Versorgung mit Lebensmittel und medizinischer Versorgung aus. "In Deutschland müssen Geflüchtete nicht mehr mit Lebensmittelspenden versorgt werden", erläutert René Schujilenburg von "Cars of Hope". "Im Südosten Europas dagegen, auf dem Balkan und in Griechenland, wird der Reis dringend gebraucht — hier sorgen noch immer freiwillige Helfer und private Hilfsinitiativen für die Grundversorgung der Geflüchteten. Die Reislieferung von Green Net ist hier am richtigen Platz, sie ist außerdem für alle Geflüchteten und Helferinnen und Helfer ein ermutigendes Zeichen internationaler Solidarität."
Nächste Woche wird der Reis seine Reise fortsetzen. Die Münchner Initiative "Heimatstern" verfügt über die logistischen Möglichkeiten, um die acht Paletten auszuliefern.
Aktivitäten privater Initiativen, die sich der Flüchtlingshilfe verschreiben haben, werden aber auch in Zukunft insbesondere auf dem Balkan nötiger sein denn je. Neue Projekte sind geplant: "Wir werden unseren Fokus nun auf die Balkanstaaten richten, weil sich dort die Lage noch verschlimmert hat", erklärt René Schujilenburg von "Cars of Hope". "Dafür benötigen wir weiterhin die Unterstützung der Wuppertalerinnen und Wuppertaler durch Spenden. Außerdem muss das Thema wieder auf die Tagesordnung: Die Geflüchteten auf dem Balkan brauchen eine menschenwürdige Zukunft. Nach der erfolgreichen Schließung der Grenzen interessiert sich in Deutschland leider kaum jemand für das Schicksal derjenigen, die ihr Ziel nicht erreicht haben."
GEPA-Geschäftsführer Peter Schaumberger: "Auch die genauen Hintergründe für Flucht werden mehr und mehr verdrängt oder sind vielen nicht bewusst. Deshalb ist Aufklärung mindestens ebenso wichtig wie praktische Hilfe." Laut Schätzungen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR versuchen weltweit mehr als 65 Millionen Menschen, Krieg, Armut oder Umweltzerstörung zu entrinnen. "Fluchtursachen bekämpfen — das ist das Mantra der Industrienationen. Doch dafür reicht ein Blick in den Spiegel, denn sie sind selbst Teil des Problems."
Schaumberger: "Handfeste wirtschaftliche Interessen wie Rüstungsexporte oder Rohstoffsicherung befeuern weltweite Konflikte. Allgemein orientiert sich die Wirtschaftspolitik der reichen Länder vor allem am eigenen Profit und entzieht Menschen im globalen Süden die Lebensgrundlage. Als Teil der Fair-Handelsbewegung treten wir für gerechtere Spielregeln in der Agrar-, Handels- und Klimapolitik ein, damit Menschen auch wieder Perspektiven in ihrer Heimat finden können."