Bergische Uni Streuobstwiese als ökologischer Hotspot
Wuppertal · Anlässlich des Jubiläumsjahres stellt die Wuppertaler Botanikerin Professorin Dr. Gertrud Lohaus einmal im Monat ein Beispiel dafür vor, wie die Bergische Universität ihr Gelände naturnäher umgestaltet und damit aktiv einen Beitrag zur biologischen Vielfalt leistet. Dieses Mal geht es um das Thema Streuobstwiese.
Eine Streuobstwiese bezeichnet eine Grünlandfläche, auf der veredelte Hochstämme verschiedener Obstgehölze „verstreut“ stehen. Hochstämme werden von Nieder- und Mittelstämmen unterschieden und bezeichnen Bäume, die so aufgeastet werden, dass die Krone mit Seitenästen erst weiter oben am Stamm ausgebildet wird. Veredelt heißt, dass die gewünschte Obstsorte auf eine Unterlage gepfropft wurde.
Als Unterlagen (Wurzeln und ganz kurzer Stammbereich) werden in der Regel wuchsstarke und unempfindliche Sorten verwendet. Die Bäume auf Streuobstwiesen können meist eine große Krone ausbilden und dürfen nur wenig Anspruch an Bodenbeschaffenheiten und Pflege stellen. Beim Blick auf so eine Streuobstwiese lassen sich die Einzelbäume gut unterscheiden.
Kombinierte Nutzung möglich
Die Obstgehölze können verschiedene Sorten von Äpfeln, Birnen, Pflaumen oder Kirschen sein. Häufig kommen Sorten vor, die gerade nicht zu den „modernen“ Sorten gehören. Regional kann die Arten- und Sortenzusammensetzung sehr unterschiedlich sein, damit eine möglichst gute Passung zu Standort und Nutzung vorhanden ist. Die Sortennamen weisen zum Teil schon auf ihren Ursprung hin, wie zum Beispiel „Rheinischer Krummstiel“ (Apfelsorte).
Da bei einer Streuobstwiese die Obstbäume eher locker (verstreut) stehen, ist eine kombinierte Nutzung möglich. Die Bäume dienen der Obsterzeugung und gleichzeitig kann das Grünland darunter zur Heugewinnung gemäht (Wiesennutzung) oder von Vieh beweidet werden (Weidenutzung). Um eine hohe Artenvielfalt des Grünlandes zu erhalten, ist eine Wiesennutzung mit zweimaliger Mahd im Jahr optimal. Für eine gute Obsternte ist ein regelmäßiger Obstbaumschnitt notwendig.
Streuobstwiesen waren früher in der Landschaft häufig
Streuobstwiesen waren bis in die 1950er Jahren typischer Bestandteil der Landschaft. Durch die Veränderung und Intensivierung der Landwirtschaft und die zunehmende Bebauung früherer Ortsrandlagen sind sie heute nur noch selten zu finden und gehören zu den gefährdeten Biotopen in Deutschland bzw. in ganz Mitteleuropa.
Streuobstwiesen sind aus ökologischer Sicht sehr wertvoll: Sie bieten Lebensraum für Insekten, Vögel, Spinnen und andere Kleintiere. Durch eine extensive Bewirtschaftung der Fläche unter den Bäumen kann sich artenreiches Grünland entwickeln, dass neben Gräsern auch viele blühende Kräuter aufweist. Die Obstsorten selber tragen natürlich auch zur biologischen Vielfalt und zur Erhaltung des Genpools alter Obstsorten bei.
Streuobstwiese auf dem Uni-Gelände
Für Nordrhein-Westfalen gilt die Definition, dass eine Streuobstwiese die Mindestflächengröße von 0,15 Hektar, das heißt 1.500 Quadratmeter, und mindestens neun hoch- oder mittelstämmige Obstbäume umfassen muss (siehe LANUV-NRW; Naturschutzinformationen). Ganz so groß ist die Streuobstwiese auf dem Campus Grifflenberg nicht.
Im Herbst 2021 sind von der AG Botanik am nordwestlichen Fuße des Flügelhügels (am Fußweg bzw. an den Treppen Richtung Stadt) neun Hochstämme gepflanzt worden. Verschiedene Äpfel-, Birnen, Pflaumen- und Kirschsorten stehen auf dem Hang und tragen irgendwann hoffentlich reiche Ernte.