Rundschau-Serie „Auf ein Bier“ Bergische Universität, Campus Schlupp ...

Wuppertal · Heute hat der Lokalreporter einen Lokaltermin – so nennt man das ja wohl – in der Elberfelder Südstadt. Hier gab es in den guten alten Zeiten des „Wirtschafts-Wunders“ mindestens ein Dutzend Eckkneipen. Geblieben ist in der belebten Hauptschlagader des Stadtteils, der Weststraße, nur die Gaststätte „Schlupp“.

Logo der Serie „Auf ein Bier“

Foto: Rundschau

Schlupp, das klingt schon vertrauenserweckend, so wie Schluck. Oder wie „einen schlappen gehen“. Aber ursprünglich war es der Nachname des ersten Pächters, der in den Nachkriegsjahren den allabendlichen Durst der Anwohner zu stillen half. Sagt Maren Sleiman, die 2009 quasi in die Rolle des „Schlupps“ geschlüpft ist. Sie hat den Gründungskneipier zwar nicht mehr kennengelernt, aber, als sie 1995 nach Elberfeld zog, dort ihre Stammkneipe gefunden: „Ich kam aus Cuxhaven und die damligen Pächter auch aus Norddeutschland, da haben wir eben manchen Abend zusammen einen geschnackt“ – und einen geschluppt, pardon, geschlappt. Bevorzugt Weinschorle, nicht gerade der Klassiker für eine Eckkneipe. Dafür behält man einen klaren Kopf: Etwa bei der Entscheidung, die Kneipe zu übernehmen, als die Vorgänger in die Jahre kamen.

Seitdem steht sie jeden (!) Tag ab 16 Uhr hinter dem Tresen, bei Bedarf bis spät nach Mitternacht. Unterbrochen höchstens von einer gelegentlichen Zigarettenpause im Eingang oder einem freien Tag, wenn sie ihren Sohn überreden kann, mal eine Schicht zu übernehmen.

Kneipenführer Jürgen Holzhauer mit zwei finnischen Besucherinnen.

Foto: Privat

An diesem Mittwoch sind nur einige Stammgäste aufgeschlagen, die zwar gute Stimmung verbreiten, aber alleine nicht für die Umsätze sorgen können, die den Betrieb aufrecht erhalten. Aber dafür hat sich Maren vor sieben Jahren ein neues Standbein geschnitzt: Donnerstag ist Studenten-Tag, mit Tarifen, die auch das Bafög zulässt: Das Bier für einen Euro! Für viele, vor allem Sport-Studenten und angehende Wirtschafts-Wissenschaftler (wie sollte es anders sein...) ist die Kneipe seither Kult. Regelmäßig ist Maren mit ihren Flyern bei den Orientierungswochen der Erstsemester am Start. „Anfangs mit wackligen Knien“, schmunzelt sie, aber mittlerweile rühren ihre Stamm-Studenten auch schon selbst die Werbetrommel für das Etablissement, das den jungen Leuten mit seiner Einrichtung aus den 70er Jahren regelrecht museal vorkommen muss. Und über Facebook erreicht sie ihre intellektuelle Kundschaft auch. „Manche richten hier ihre Feiern aus, viele kommen vorbei, um bis Mitternacht vorzuglühen, bevor sie in die börse gehen. Es macht einfach Spaß mit denen“, fasst die Wirtin zusammen. Nicht nur, wenn es in den Stoßzeiten heißt: „Maren, mach mal 80 Pils!“

Die Stammkundschaft im Schlupp.

Foto: Privat

Apropos Pils: Warsteiner und Stauder sind im Ausschank, wobei Letzteres dem Lokalreporter besser mundet. Kölsch hat Maren abgeschafft, für die Freunde des obergärigen Bieres gibt es ein ordentliches Frankenheimer Alt. Das alles aber ist nichts für die beiden unternehmungslustigen Damen, die soeben erkennbar erstmalig das Schlupp betreten haben: „Do you have something to drink – except beer?“ No problem – flugs wird eine Flasche Riesling entkorkt, die dem quirligen Duo weiter die Zunge löst. Es sind zwei Floristinnen aus dem finnischen Lahti, die in Essen eine Blumen-Messe besuchen und im Intercity-Hotel am Döppersberg untergekommen sind. Mit dem Stadtplan in der Hand wollten sie nun die Wuppertaler Sehenswürdigkeit „Tippen-Tappen-Tönchen“ besichtigen, haben nur leider die falsche Richtung eingeschlagen. Der fachkundige Begleiter des Lokalreporters, Stadtführer Jürgen Holzhauer, bringt die Damen auf den rechten Weg, derweil Maren die Leinwand für die anstehende Handball-WM-Übertragung herrichtet. Man muss halt was bieten, wenn man im Showbusiness bestehen will, neben dem Sparclub oder der Dartscheibe, die ein Verein allwöchentlich bearbeitet. Schließlich muss im Winter wegen der fehlenden Außengastronomie jener Speck in der Kasse angesetzt werden, der die sommerliche Durststrecke finanziell zu überwinden hilft. „Aber ich komm’ schon klar, ich habe ja keine Personalkosten“, erläutert Maren ihr Konzept, das die Wirtschaftsstudenten ruhig mal in einem Seminar behandeln könnten. Am besten vor Ort: Bergische Universität, Campus Schlupp in der Weststraße.

Zwei Wochen nach dem Lokaltermin flatterte Post aus Finnland in die Redaktion. Die beiden Floristinnen aus Lahti bedankten sich mit einer örtlichen Grußkarte für die freundliche Aufnahme. Wer demnächst also Blumen in Lahti kaufen sollte, wende sich bitte an Kivimaan Kukka in der Lahdenkau oder an Tina Keijunkehrä in der Launeenkatu. Und der Lokalreporter verspricht, bei seinem nächsten Skisprungurlaub die Großschanze in Lahti zu testen.