Wegsperren ist keine Lösung

Betr.: erneuter Suizid-Fall in der Jugend-JVA Ronsdorf

Im Rahmen der Schulung des "Katholischen Gefängnisvereins für das Bergische Land" zur ehrenamtlichen Betreuung Strafgefangener, hatte ich während der vergangenen Wochen die Möglichkeit, die hiesigen drei Vollzugsanstalten zu besuchen. Während dieser Zeit hat sich der Suizid einer jungen Justizbediensteten ereignet. Viel gesprochen wurde darüber nicht.

Gesprochen haben wir "Ehrenamtler-Anwärter" jedoch mit Insassen der drei lokalen Anstalten Vohwinkel, Ronsdorf und Lüttringhausen. Die Atmosphäre war von Einrichtung zu Einrichtung verschieden. Bei der Visite in der Jugendarrestanstalt in Ronsdorf fiel positiv auf, wie offen und hell, ja wie modern, dieser Gebäudekomplex gestaltet ist. Erstaunlich war hier das Verhalten der "Bewohner": Während wir Besucher durch die Gänge außerhalb des Zellentraktes geleitet wurden, hielten sich hinter den Zwischentüren einige Jugendliche auf. Sie trommelten an die Glasscheiben der Trenntüren, johlten und grölten. Der Jugendvollzug ist temperamentvoll, ungezügelt und sicherlich gemein. Kinder sind gemein, das kennen wir aus der Grundschule.

Wieso nahm sich eine junge, motivierte und engagierte Vollzugsbedienstete, tätig in der Besuchsabteilung, das Leben — kurz, nachdem sie mit einem Insassen in Kontakt war? Wieso hält ein jugendlicher Häftling es keine zwei Tage lang an diesem Ort aus, und macht "Schluss"? Woher rührt diese Verzweiflung? Er war in sicherer Obhut, hatte alle Zeit, "runterzukommen", sich zu fangen und aufzuräumen in seinem Leben.

In der JVA Ronsdorf häufen sich die Todesfälle. Wieso? Irgendetwas stimmt da nicht. So war's doch nicht gedacht gewesen, mit der Resozialisierung. Ich glaube, es bedarf einer gründlichen Qualifizierung, (Unter-)Stützung und mehr Rückhalt für die belasteten Beamten. Wir benötigen dringend mehr Sorge um die Bediensteten sowie auch um und insbesondere für die Gefangenen.

Gerade Jugendliche, sich mitten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung befindend, sollten wir auffangen. Wegsperren scheint hier die Lösung nicht zu sein.

Sebastian Bienewald, Briller Straße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)