Leser Sterbeprozess wird verlängert

Betr.: Rettung der GWG

Seit dem Korruptionsskandal in den 90er Jahren hat die GWG ihre Schulden auf 300 Millionen verdoppelt. 2012 wurde sie nochmals mit einem Kredit von 60 Millionen gestützt. Inzwischen ist die Eigenkapitalquote wieder dramatisch gesunken. Wieder ist ein Kredit von 56 Millionen notwendig. Der Haushalt soll mit zwei Millionen jährlich belastet werden.

Damit wird wahrscheinlich nur der Sterbeprozess der GWG verlängert — bestenfalls Zeit gewonnen, um einen Käufer zu finden.

2001 hätte man mit einem Verkauf immerhin die Hälfte der Schulden tilgen können. Dazu kam es nicht. Laut Politik sei die GWG an sich gesund, habe aber zu wenig Eigenkapital. Ja, wohin verschwindet denn immer wieder das Eigenkapital? Man kann die enorme, zweistellige Zinsbelastung nicht erwirtschaften! Wie sollte das auch geschehen — bei niedrigen Mieteinnahmen, marodem Wohnungsbestand mit hohem Investitionsbedarf?

20 Jahre hat der Aufsichtsrat nichts gemerkt, offensichtlich fehlt es hier an Sachverstand. Laut Dr. Slawig wird die GWG in Zukunft controlling-technisch scharf überwacht, damit nichts aus dem Ruder läuft. Wer soll es denn machen? Er als zuständiger Dezernent für die städtischen Töchter und Beteiligungen kann es offensichtlich nicht.

Die Erfahrung zeigt, dass die Finanzprognosen der Verwaltung bezüglich städtischer Projekte oft nicht hingehauen haben. Warum sollte es jetzt mit der GWG funktionieren? Schon bei steigenden Zinsen würde das Kartenhaus zusammenfallen.

Deshalb empfehle ich, kein weiteres Geld zu verbrennen. Eine Stadt, die seit 2014 pleite ist, kann nicht ewig schlechtem Geld gutes hinterher werfen. Überall fehlt Geld, beispielsweise lächerliche 240.000 Zuschuss beim Schulmittagessen oder 300.000 Euro jährlich, um die Wuppertaler Bühnen vor der Insolvenz 2019 zu retten.

Mit zwei Millionen jährlich kann man einige sinnvolle Dinge tun, anstatt wieder einen unsinnigen Rettungsversuch zugunsten eines maroden Unternehmens zu starten.

Joachim Holthoff, Sudhoffstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)