Leserbrief „Im Nachhinein ein schlechter Tausch?!“
Betr.: „Deutschlandticket statt Führerschein?“, Rundschau vom 2. Dezember
Liebe Frau Becker, 70-Jährigen soll, sofern Ihr Antrag im Finanzausschuss eine Mehrheit findet, die Möglichkeit eröffnet werden, bei Abgabe des Führerscheins ein Jahr lang kostenlos ein Deutschlandticket bekommen zu können. Zunächst ein guter Anreiz, den einige sicherlich in Anspruch nehmen werden. Vermutlich wird man aber danach den Führerschein nicht zurückbekommen – oder? Stellt sich für mich die Frage: Was ist nach dem Jahr? Im Nachhinein ein schlechter Tausch?!
Sicherlich mag es einige ältere Menschen geben, die sich im Verkehr nicht wohlfühlen. Das sind aber nicht nur Autofahrende, sondern auch Fußgehende und E-Bike-Fahrende. Soll es auch da zum Beispiel bald heißen „Pedelec – ab 70 weg“?
Mich interessiert Ihr Bild von heutigen 70-Jährigen. Das sind zunehmend, aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung, die früher 60 Jahre alten Menschen. Wer mit etwa 66 Jahren in Rente geht, sich vorher oder dann ein Wohnmobil für 70.000 bis 100.000 Euro kauft, will es nicht nach vier Jahren wieder verkaufen, um den Führerschein abzugeben. Schauen Sie interessehalber mal in ein Camper-Forum, wie viele 70-Jährige und Ältere sich dort austauschen über ihre Fahrten.
Wie viele sind als Trainer und Trainerinnen in Sportvereinen tätig (mit dem ÖPNV?), als Ehrenamtliche und als Fahrdienste im sozialen und karitativen Bereich unterwegs. Gehen Sie in die Fitnessstudios und Sie werden fitte 80-Jährige finden – da ist ein Alter von 60 bis 70 Jahren nichts Besonderes mehr.
Ihre Initiative in allen Ehren. Sie werden vermutlich entgegnen: Es soll nur ein Angebot werden. Aber aus Erfahrung kann ich nur sagen: Wehret den Anfängen! Und an alle 70-Jährigen und Älteren: Seid wachsam!
Volker Schroeder
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