Leserbrief „Wir sind sehr besorgt“

Betr.: Offener Brief des Beirats der Menschen mit Behinderung

Symbolbild.

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Foto: Rundschau

Wir als Beirat der Menschen mit Behinderung in Wuppertal sind sehr besorgt!

Glaubt man der Politik und dem Koalitionsvertrag unserer aktuellen Regierung, müsste inzwischen im Bereich der Sozial- und Pflegeversorgung für Bürger mit Hilfebedarf eine Tendenz zur Sicherung der Lebensqualität und Teilhabe sichtbar werden. Versprochen wurde der Ausbau von Leistungen des freiwilligen sozialen Jahres und des Bundesfreiwilligendienstes. Hier werden unter anderem Leistungen von jungen Menschen in den verschiedensten Bereichen der Behindertenhilfe angeboten.

Der für das Jahr 2024 vorgestellte Haushalt sieht jedoch massive Kürzungen im sozialen Bereich vor. Durch diese für die kommenden Jahre angedrohten Kürzungen ist ein Engagement, bei dem ohnehin bestehenden Fachkräftemangel, im Sozialbereich zum Beispiel in Pflegeheimen, in der Betreuungen in den Kitas, im Schulalltag der Kinder mit Hilfebedarf, in Kinderheimen und vielen anderen Aufgabengebieten, nur noch sehr eingeschränkt möglich.

Anstatt dem Fachkräftemangel im Bereich der sozialen Berufe durch eine verlässliche Schulbildung und attraktive Ausbildungsmöglichkeiten für Schulabgänger entgegen zu steuern, ergänzt um Angebote wie FSH oder BuFDi, wird in den Bereichen, die für eine gute Versorgung im Gesundheits- und Betreuungswesen stehen, alles getan um die Tätigkeiten noch unattraktiver als bisher zu machen.

Wir als Beirat der Menschen mit Behinderung werden aktuell von verschiedensten Menschen angesprochen. Zukunftssorgen werden formuliert, Eltern, die berufstätig sind, wissen schon jetzt kaum noch, wie sie die Versorgung und Betreuung ihrer behinderten Kinder bewältigen können. Aufgrund von Fachkräftemangel werden Kita- und Schulzeiten sowie verlässliche Betreuungen massiv gekürzt. Anbietern von Betreuungsleistungen in den Familien fehlt ebenso das Personal.

Das hat zur Folge, dass Eltern, meist die Mütter, für die nun notwendige zusätzliche Betreuung ihrer Kinder ihre Arbeitszeit kürzen, manchmal sogar ihre Arbeitsstelle aufgeben müssen. Das schafft für viele betroffene Familien eine existenzbedrohende Situation.

Für Menschen mit Behinderung, die ihr Recht auf selbstbestimmtes Leben verwirklichen wollen, wird sich aus den oben genannten Gründen die ohnehin schon sehr schwierige Situation ebenso noch verschärfen.

Die geplante Kürzung im Sozialbereich erschwert die von der UN geforderte Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention mit dem Leitgedanken der Inklusion, also der gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens als Menschenrecht, massiv.

Die Menschen, die bei uns Rat und Hilfe suchen, wollen Antworten! Als Beirat der Menschen mit Behinderung fordern wir von den politischen Verantwortlichen die Beantwortung folgender Fragen:

Was unternehmen Sie, damit politische Versprechen und Ziele auch eingehalten werden? Wie wollen Sie die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention vorantreiben?

Für den Beirat der Menschen mit Behinderung in Wuppertal
Petra Bömkes, Christel Longrée, Jörg Schulte (Vorstand)

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