Situation der Wuppertaler Kurrende „Kostenloser Gesangsunterricht bis zu den Ferien“

Wuppertal · Die Kurrende ist seit mehr als 100 Jahren eine musikalische Institution und ein kulturelles Aushängeschild Wuppertals. Gerade erst wurde sie mit dem Springmann-Preis 2020 ausgzeichnet. Durch die Corona-Pandemie können ihre rund 80 Mitglieder aber jetzt schon seit drei Monaten nicht mehr gemeinsam proben und singen. Rundschau-Redaktionsleiter Roderich Trapp sprach mit dem musikalischen Leiter Markus Teutschbein über die Ausnahmesituation und ein besonderes Angebot, mit dem man Stimm-Talente für die Kurrende begeistern will.

Markus Teutschbein ist der Musikalische Leiter der Wuppertaler Kurrende. Die  jungen Sänger konnte er monatelang nur online unterrichten.

Foto: Jonas Ahlrichs

Rundschau: Herr Teutschbein, die Kurrende lebt vom gemeinsamen Singen genauso wie von gemeinsamen Freizeiterlebnissen. Was ist davon in Corona-Zeiten übrig geblieben?

Teutschbein: „Das Chorleben ist im Moment natürlich schwierig, so eine Situation hatten auch wir noch nie. Und drei Monate auf Abstand sind für Kinder natürlich lang. Ich bin aber begeistert, wie groß der Zusammenhalt ist, obwohl wir vor Ostern zum letzten Mal zusammen gesungen haben. Die Kinder gehen uns nicht von der Fahne.“

Rundschau: Was konnten Sie in der Zwischenzeit denn überhaupt machen?

Teutschbein: „Wir haben versucht, Stimmbildung online über ,Zoom’ zu machen. Ebenso Corproben. Chorprobe kann man das aber nicht nennen. Das ist eher eine Einweggeschichte, bei der ich am Klavier sitze, aber wegen der Zeitverzögerung nicht hören kann, was die Jungs machen. Am Chorklang kann man so nicht arbeiten. Inzwischen können wir immerhin in großen Räumen mit jeweils einem Sänger wieder üben. Wir haben dazu unsere Gruppen so aufgeteilt, dass jeder einmal die Woche drankommt. Das ist vom Aufwand her nicht ohne, aber momentan unsere einzige Chance, an die Kinder ranzukommen. Natürlich warten wir täglich auf neue Verlautbarungen und hoffen, möglichst bald wieder in Gruppen arbeiten zu können, zumal wir gerade jüngere Sänger auf einen Einsatz in der Wuppertaler Oper vorbereiten wollen.“

Rundschau: Worum geht‘s da?

Teutschbein: „Die Bühnen sind an uns herangetreten, um die berühmten drei Knaben in der „Zauberflöte“ zu besetzen, die im September Premiere hat. Das ist die Stelle schlechthin für Knaben-Solisten, da muss man schon etwas können. Die Proben dafür beginnen in zwei Wochen und die Oper möchte natürlich hören, wie die Stimmen klingen. Wir brauchen da eine Doppelbesetzung und arbeiten dafür im Moment mit neun Sängern.“

Rundschau: Normalerweise gewinnt die Kurrende neue Sänger ja regelmäßig über „Casting-Tage“, bei der Kinder ihre Stimme testen lassen können, und Schnupperwochen. Beides fällt aktuell aus. Haben Sie jetzt ein Nachwuchsproblem?

Teutschbein: „Tatsächlich haben wir ja wie alle Knabenchöre das Problem, dass natürlichwerweise regelmäßig Sänger in unserem Konzertchor in den Stimmwechsel kommen. Da ist es fatal, wenn die Möglichkeit, Nachwuchssänger zu werben, so eingeschränkt wird. Sieben bis zehn Jungs als Neuanmeldungen wären jetzt schon sehr willkommen.“

Rundschau: Und wie wollen Sie die trotzdem für sich gewinnen?

Teutschbein: „Wir bieten allen interessierten Jungen im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren an, sich kurzfristig bei uns zu melden und dann bis zu den Sommerferien kostenlosen Einzel-Gesangsunterricht bei uns zu bekommen. So können sie und ihre Eltern die Kurrende kennenlernen. Man muss sich dafür einfach nur telefonisch unter 0202 / 313544 oder per E-Mail an m.teutschbein@wuppertaler-kurrende.de melden und einen Termin ausmachen!“