Wuppertaler Bilder aus dem Von der Heydt-Museum (Nr. 3) Adolf Erbslöh – der „Avantgardemacher“
Wuppertal · Der Maler Adolf Erbslöh (1881 bis 1947) stammte aus einer Kaufmannsfamilie in Barmen. Sein Großvater war Mitbegründer der Firma Firma Julius und August Erbslöh in Barmen, sein Vater Mitinhaber der Exportfirma Dieckerhoff, Raffloer & Co.
Erbslöh war nicht nur selbst als Künstler erfolgreich, sondern auch als „Avantgardemacher“. Unter diesem Titel rückte ihn eine Ausstellung im Von der Heydt-Museum 2017 ins Zentrum.
Denn 1909 gründete er eine neben der Künstlergruppe „Die Brücke“ zweite zur Abstraktion strebende Hauptrichtung expressionistischer Kunst in Deutschland, die sich „Neue Künstlervereinigung München“ (NKVM) nannte. Neben Erbslöh zählten Alexej von Jawlensky, Wassilj Kandinsky, Gabriele Münter und Marianne von Werefkin zu den Gründungsmitgliedern.
Und dem kulturpolitischen Engagement Adolf Erbslöhs und seinem guten Kontakt zu Richart Reiche, Vorsitzender des Barmer Kunstvereins, war es zu verdanken, dass schon 1910 in Barmen eine erste Ausstellung mit Werken der expressionistischen Kunst zu sehen war, die heute weltberühmt sind. Erbslöh selbst entwickelte unter dem Eindruck der französischen Kunst, des Fauvismus und vor allem des Kubismus, einen unverwechselbar eigenen expressionistischen Stil.
Ein wunderbares Beispiel für seinen reifen Stil ist das Gemälde „Haus im Garten“ aus dem Jahr 1912: Er zerlegt hier die Formen des Berghangs, strukturiert und bändigt sie mittels fester Konturlinien und entwirft eine beeindruckende Farbpalette aus abgestuften Grün-, Türkis-, Violett- und Ockertönen. Einzig die von Bäumen umschlossene Villa bleibt in ihrer dreidimensionalen Erscheinung erhalten. Damit ist ein Bild seiner persönlichen Erfahrung mit seiner Bergischen Heimat entstanden, in dem trotz aller Nüchternheit und Sachlichkeit ein ganz zeitgenössisches Naturempfinden spürbar wird.
Auch die weiteren Gemälde von Adolf Erbslöh, die sich im Von der Heydt-Museum befinden – es handelt sich um Porträts, Stillleben und Landschaften –, verbinden die Leuchtkraft der Farbe mit einem klar strukturierten, räumlichen Bildaufbau und werden so zu harmonischen Werken voller verborgener Rhythmik.
Einige von ihnen sind schon bald in der nächsten Ausstellung „Brücke und Blauer Reiter“, die am 21. November im Von der Heydt-Museum beginnt, zu sehen.