Schauspiel Mit HipHop und Techno aufgepeppt
Wuppertal · Mit Bertold Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" bespielt das Schauspiel in neun Vorstellungen die große Bühne des Opernhauses. Erstmals geht das Theater dabei eine Kooperation mit dem Tanzhaus Wuppertal ein.
Was kann die Moral leisten? Das ist die große Frage, die Bertold Brecht in seinem Stück "Der gute Mensch von Sezuan" stellt und am Ende selber beantwortet: Mit Gutsein in der Welt der Ausbeutung überlebt man nicht.
"Diese doch sehr inhaltsschwere Geschichte, die aber nichts von ihrer Aktualität verloren hat, haben wir in unsere heutige etwas verrücktere Zeit transportiert. Dabei spielt in unserer Aufführung die Musik eine große Rolle. Stefan Leibold, unser musikalischer Leiter, hat in enger Absprache mit dem Sohn Paul Dessaus zusätzliche Musikelemente komponiert und ein eigenes Instrument entwickelt und gebaut. Außerdem gibt es einen Bewegungs-Chor, den die Profis vom Tanzhaus Wuppertal bilden", so Noch-Intendantin Susanne Abbrederis, die den leider erkrankten Regisseur der Brecht-Inszenierung, Maik Priebe, entschuldigte.
Mit Silvia Zygouris konnte eine erfahrene Tänzerin und Choreographin für die Arbeit mit dem Bewegungs-Chor gewonnen werden. "Maik Priebe und ich kennen uns schon sehr lange, aber dies ist unser erster gemeinsamer Abend und ich freue mich, in Wuppertal zu arbeiten. Als Maik mir erzählte, er hätte 32 Rollen, aber nur neun Schauspieler, kam uns die Idee mit dem Bewegungs-Chor. Dann stießen wir auf das Tanzhaus, das wirklich großartige Arbeit leistet. Bei einer Audition fand ich phantastische Tänzer", schwärmt die Choreographin und betont, dass ihre Tänzer keine Showeinlagen zeigen werden, sondern zusammen mit den Schauspielern die Geschichte erzählen — so dass sich Text und Rhythmus verbinden sollen.
Für das Bühnenbild und die Kostüme ist Susanne Maier-Staufen verantwortlich, die seit Jahren im Team mit Maik Priebe arbeitet, in Wuppertal auch "Tartuffe" ausstattete. "Spektakulär ist die Geschwindigkeit, in der sich die Schauspieler umziehen müssen, um von einer Rolle in die nächste zu springen. So habe ich mich bei allen für ein Grundkostüm entschieden, auf das ich humorvoll Akzente setze. Und das Bühnenbild besticht durch seine Kargheit, es soll die Spieler präsentieren. Dabei kommen die Texte wie Juwelen daher, man merkt, wie aktuell sie sind", erklärt die versierte Ausstatterin.
"Stefan, ich brauche Großstadt", dieser Satz von Regisseur Maik Priebe war die Ausgangssituation für den Musiker Stefan Leibold: "Also habe ich die Dessau-Komposition genau studiert, anschließend aus Metall ein Instrument entwickelt und gebaut, das auf der Bühne steht, das ich sowohl mit einem Amboss als auch mit der Flex bearbeiten kann. So habe ich die Geräusche einer distanzierten Stadt geschaffen.
Auch Techno und HipHop spielen eine Rolle, dennoch bin ich Dessau sehr nahe gekommen. Als ich seinem Sohn verschlug, die fünf im Stück enthaltenen Songs seines Vaters im herkömmlichen Sinne zu spielen, ermunterte er mich, meinem neuen Stil treu zu bleiben. Ich schickte ihm die fertige Musik und er war begeistert", macht Stefan Leibold neugierig auf die neuen Töne im alten Stück.
Ein ganz besonderer Tag dürfte die Premiere für die junge Schauspielerin Lena Vogt werden, die erst seit dieser Spielzeit zum Ensemble der Wuppertaler Bühnen gehört. Sie spielt die Titelrollen Shen Te und Shui Ta, verkörpert das Gute und das Schlechte gleichermaßen. "Und das macht sie einfach grandios. Ohne Klischees zu bedienen", verspricht Susanne Abbrederis.