Kunstseidener Krimi

Wuppertal · Wuppertal plus Berlin, Wahrheit plus Fiktion: Detlef Schmitz' neuer (fast) historisch echter 30er-Jahre-Wirtschaftsfall.

„Tod im Landwehrkanal“ von Detlef Schmitz ist im Eigenverlag erschienen. Das Buch kostet 17,90 Euro.

Foto: Detlef Schmitz

Wo heute die "Mundus-Seniorenresidenz" am Laurentiusplatz zu Hause ist, war früher die Zentrale des Glanzstoff-Kunstseiden-Konzerns. Dass der schon in den 20er/30er Jahren deutschland- und europaweit, auch in den USA, aktiv gewesen ist: Wer weiß das noch? Und dass es unter dem Glanzstoff-Label damals (welt-)wirtschaftliche Spinnennetz-Verflechtungen gab, wie sie heute bei Großkonzernen ganz normal sind: Wer erinnert sich noch? Detlef Schmitz.

Der Lokalgeschichtler hat mit "Tod im Landwehrkanal" auf eng bedruckten und nicht (!) nummerierten Seiten in einer Mischung aus Fiktion und Realität aufgezeichnet, was er die "Glanzstoff-Affäre" nennt. "Historischer Kriminalroman" lautet der Untertitel. Worum geht's? Um Geldwäsche und persönliche Vorteilsnahme in der Glanzstoff-Chefetage während der Weltwirtschaftskrise, die Anklage und Entmachtung der Chefs durch die späteren Nazi-Machthaber, die den Konzern unter ihrem Einfluss haben wollen — und um den im Mai 1933 von einer Brücke in den Berliner Landwehrkanal zu Tode gestürzten Wirtschaftsprüfer Albert Melchers, der Kronzeuge der Anklage gegen die Glanzstoff-Chefs hätte sein können...

Detlef Schmitz hat für sein Buch bergeweise echte (!) Akten, Unterlagen, Briefe und (lange geheime) Abhörprotokolle der Wuppertaler Gestapo ausgewertet. Die Faktendichte bringt Authentizität, lässt sich aber nicht immer sauber vom Fiktiven trennen. "Nebenkriegsschauplätze" gibt es viele, die Suche nach dem Erzählfaden braucht langen Atem.

Fesselnd ist das Ganze — definitiv. Weil Baron Eduard von der Heydt, der spätere Deutsche-Bank-Chef Hermann Josef Abs oder der damalige Kölner OB Adenauer mit im Boot sind. Weil "Wirtschaft meets Politik" immer Spannung liefert. Schwer zu verkraften ist die Überfülle des Stoffes, der in Sachen Orthografie & Co. unbedingt einen konzentrierten Lektor gebraucht hätte. Aber: Klar besser als Schmitz' Erstling "Tod in der Wupper"!

"Tod im Landwehrkanal" von Detlef Schmitz ist im Eigenverlag erschienen. Das Buch kostet 17,90 Euro und ist beim Autor zu bekommen. Telefon: 0172 — 26 24 980 oder eine Mail an detsch@wtal.de.