Drei Buch-Neuerscheinungen Kunstgedanken, Pfefferkörner
Wuppertal · Zum Jahresstart gibt’s drei unterschiedliche Buchempfehlungen mit sehr individuellen Verbindungen zu Wuppertal.
Der Wuppertaler Bildhauer, Maler, Schauspieler und Autor Peter Hohberger, der bereits im Frühjahr 2020 mit seinem Erzählungsband „Schwebeblumen“ eine starke Überraschung geliefert hat, legt jetzt eine reich bebilderte und von intensiven, nachdenklichen Texten begleitete Werkschau vor. In dem Buch namens „Nachklang“ lässt sich auf 316 Seiten eine Reise durch das weitgefächerte Spektrum der Skulpturen, Plastiken und Bilder des 1939 geborenen Künstlers unternehmen. Und dabei seiner Gedankenwelt nachspüren: Ganz kurze Texte geben viele Einblicke, bei denen man als Leser immer wieder innehält. Briefe sind das, Gedankensplitter, Betrachtungen. Sätze, die wie die unterschiedlichen Werkfotos nachklingen. Da ist der Buchtitel sicher kein Zufall, denn schon ganz zu Beginn schreibt Peter Hohberger sieben Zeilen, die so beginnen: „Ich brauche keine Ideen.“ Und endet mit: „Das Echo des schon Geschaffenen ist der Impuls für meine Arbeit.“ Sehens- und lesenswert!
Nordpark-Verlag, 20 Euro.
Apropos Echo: Ulrich Land, langjährig in Wuppertal und jetzt in Freiburg zu Hause, lässt mit dem (Kriminal-)Roman „Dating Tucholsky“ die Geschichte des scharfzüngigen Publizisten Kurt Tucholsky wieder erklingen. Allerdings auf ganz eigenwillige Weise. Entlang der Frage, was eigentlich wirklich geschah, als „Tucho“ am 21. Dezember 1935 in Göteborg starb, entwirft Land ein Panorama von Frauen- und Männerfiguren, deren Erzählperspektiven sich rasant abwechseln. Zahlreiche Zeitsprünge zwischen den 20er und 30er Jahren sowie der Gegenwart inklusive. Ulrich Land erzählt überbordend adjektivreich und mit saftigen Bildern (wie immer) sowie hier zusätzlich mit im wahrsten Wortsinn gepfefferten Erotik-Facetten. Dass am Ende die große Frage nach Tucholskys Todesgeheimnis und einer eventuell damit verbundenen Nazi-Verstrickung doch nicht geklärt wird, tut nichts zur Sache. „Dating Tucholsky“ ist definitiv ein verwirrender Text, liest sich aber intensiv und fesselnd. Man bleibt, obwohl man immer mal wieder den Überblick verliert, gerne dran. Bis zum Schluss, der dann auch noch einen Überraschungsknaller liefert.
KaMeRu-Verlag, 19 Euro.
Zurück blendet auch „Hamburgs ‚Führer‘ Karl Kaufmann (1900 - 1969)“ aus der Feder des in Düsseldorf, Bonn und Stuttgart lehrenden Historikers Daniel Meis. Auf über 400 Seiten mit großem Quellen-Apparat geht es um die Biografie des Hamburger Nationalsozialisten Karl Kaufmann, der aus Elberfeld kam. Hier hatte Kaufmann von 1921 bis 1928 die NSDAP an führender Stelle aufgebaut, bevor er 1929 nach Hamburg „versetzt“ wurde. Daniel Meis, der seinem Buch den Untertitel „Ein Leben zwischen Macht, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Krankheit“ gegeben hat, sagt selbst: „Bei Karl Kaufmann handelt es sich um (historisches) Wuppertaler Tagesgeschehen. Er hat in Elberfeld den Nationalsozialismus etabliert.“
Verlag WBG-Academic, 56 Euro.