Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Klo-Koordinator für den Pipipark Post

Wuppertal · Wir sind hier ja unter uns. Deshalb können wir heute auch mal vertraulich über ein echt beschissenes Thema reden. Nämlich die Klos am neuen Döppersberg.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Offensichtlich war man bei der Planung des Millionen-Projekts vor 20 Jahren davon ausgegangen, dass sich die Bevölkerung 2023 überwiegend nur noch in sozialen Medien etwas zu kacken hat und in echt nicht mehr muss. Ersteres stimmt zwar, Letzteres ist aber trotzdem nicht eingetreten.

So kommt es, dass notdürftige Menschen bis auf die höchst gebührenpflichtige Bedürfnisanstalt in der Bahnhofshalle leider keine öffentliche Anlaufstelle im Herzen der City finden, in der sie sich erleichtern können. Deshalb hat sich beizeiten schon der gesamte Wupperpark Ost in einem Pipipark Ost verwandelt, in dem phasenweise das Wupperhochwasser von 2021 in Gelb nachgebildet wurde. Dem wurde zunächst durch temporäre Urinal-Konstruktionen entgegengewirkt, die strategisch geschickt neben den bodentiefen Schaufenstern des neuen Tourismus-Pavillons zur Aufstellung kamen.

Bei diesen Pinkelbecken wurde auf jede Form des Sichtschutzes verzichtet, womit sich einmal mehr Heinrich Bölls berühmtes Wuppertal-Zitat bewahrheitete: „Diese Stadt schminkt sich nicht!“ Unverstellt brunzende Männer im Schatten der bronzenen Primark-Fassade – die ganze Dialektik der Wuppertaler Welt spiegelte sich in dieser fast schon künstlerischen City-Inszenierung.

Mittlerweile wurde das Pissbecken allerdings durch einen mobilen Toiletten-Container jenes Typus‘ ersetzt, den wir auf Baustellen oder bei Musikfestivals auch immer sehr gerne nicht aufsuchen. Insgesamt kann man also sagen, dass die einzigen, die am Döppersberg gute Bedingungen finden, um entspannt unter sich zu lassen, die Tauben sind.

Das ist auch der Politik aufgefallen, die in Gestalt der CDU im Ausschuss für Ordnung, Sicherheit und nicht vorhandene Sauberkeit eine Anfrage zum Klo-Kuddelmuddel an die Verwaltung richtete. Die Antwort enthielt bezogen auf die Schaffung akzeptabler Toiletten am Döpps Sätze wie diesen: „Die Verwaltung befindet sich bezogen auf die Planung in Abstimmungsgesprächen auf der Basis des nach der Machbarkeitsstudie gefundenen Ergebnisses.“ Diese gute Nachricht wird aber gleich wieder eingeschränkt: „Die in der Machbarkeitsstudie umrissenen Kosten sind derzeit im Haushalt nicht dargestellt, so dass derzeit keine konkrete Zusage z.B. für den nächsten Sommer gegeben werden kann.“

Ich übersetze das so: Die Machbarkeit eines kleinen oder großen Geschäfts unter würdigen Bedingungen ist am Döppersberg auf unabsehbare Zeit nicht gegeben. Wie es überhaupt ja auch weiterhin keinen Betreiber für die übrigen öffentlichen Toiletten im Stadtgebiet gibt, nach dem ungefähr seit Erfindung der Wasserspülung per Ausschreibung gesucht wird. Vielleicht wäre man bei der Fahndung erfolgreicher, wenn den potenziellen Interessenten für den Betrieb mehr Geld angeboten würde als der bisher im Haushalt veranschlagte Kleckerbetrag.

Statt da aufzustocken, lese ich in der Antwort der Verwaltung, dass man den Bedarf erkannt habe, das Thema „öffentliche Toiletten“ mit Personalkapazitäten zu unterlegen. Dazu soll eine Art Klo-Koordinator „konzeptionell erarbeiten, wie man mit welchen Rahmenbedingungen die Situation im Stadtgebiet insgesamt verbessern kann“.

Bisher habe ich immer gedacht, Toiletten muss man nicht koordinieren, sondern am besten ab und zu putzen. Aber in Wuppertal ist das scheinbar anders.

So bleiben wir also stolze digitale Modellkommune, haben aber mitten in unserer smarten City keine vernünftige Hardware zum Kacken. Vielleicht müsste da mal jemand die Prioritäten überdenken. Das zeichnet sich aber aktuell nicht ab. Die ernüchternde Antwort der Verwaltung wurde ohne Beschiss – pardon, Beschluss – entgegengenommen ...

Bis die Tage!