Kommentar zum Dezernentenwahl-Debakel Das Vertrauen ist verloren
Wuppertal · Zuerst einmal: Die Ereignisse am vergangenen Dienstag im Stadtrat haben einem Menschen geschadet. Geopfert worden ist Alexander Vogel aus Köln, an dessen Qualifikation in Sachen Personal, Digitalisierung und Wirtschaft übrigens kaum jemand zweifelt. Nur, dass er eben keine Frau ist.
Darüber hinaus ist aber auch erheblicher Flurschaden in der Wuppertaler Politiklandschaft entstanden. Wenn es einer Gruppe aus den drei Parteien SPD, CDU und FDP, die eigentlich die Mehrheit darstellt, nicht gelingt, eine vermeintlich klare Personalentscheidung zu realisieren, stimmt im Hintergrund (oder sollte mal lieber sagen: im Untergrund) jede Menge nicht.
Wer von denen, die ihn eigentlich hätten wählen „sollen“, Alexander Vogel nicht die Stimme gegeben hat, und warum, das wird wohl ein gut gehütetes Geheimnis bleiben.
Fest steht: Das Vertrauen innerhalb der einzelnen Fraktionen sowie über sie hinaus, ist verloren. Und wie im Privatleben gilt auch in der Politik: Ohne Vertrauen lassen sich keine Zukunftsprojekte realisieren. Zukunftsprojekte, von denen Wuppertal sehr viele vor der Brust hat. Das alles ist kein gutes Zeichen – und bevor es dazu gekommen ist, hätten die Verwerfungen, die zu „abweichenden“ Entscheidungen geführt haben, intern geklärt werden müssen.
Das „Thema Frau“ übrigens steht mit Macht im Raum. Zumal man hört, dass es durchaus qualifizierte Bewerberinnen gegeben habe – die allerdings kein (FDP-)Parteibuch hatten.
Deswegen ist es auch kein Wunder, dass nun vielfach vom Ende des „Wuppertaler Modells“ geredet wird. Dieses Modell sieht Dezernentenposten für die sogenannten großen Fraktionen vor – und wird in Wuppertal seit Jahrzehnten praktiziert. Mit mehr oder weniger Erfolg.
Muss jede Partei unbedingt wen in der Stadtspitze haben, der (oder die) ein sozusagen verlängerter Arm in die Verwaltung ist? Dieser Gedanke, der das Wesen des „Wuppertaler Modells“ ausmacht, fühlt sich zurzeit überholt und aus der Zeit gefallen an.
Wie geht’s weiter? Jetzt kommt die Sommerpause. Passt gut, um Wunden zu lecken – und nachzudenken.