Held des Alltags Unser Vater, der Held der Familie
Wuppertal · Jurek Badziag kümmert sich um seine zwei Kinder und seine im Rollstuhl sitzende Frau. Er geht 40 Stunden die Woche arbeiten und schmeißt den Haushalt. Sein Lohn? Die Sportschau am Sonntag und jeden Tag das Lachen seiner Familie.
Um 6 Uhr ist Jurek Badziag beim Bäcker. Er kauft Brötchen, klemmt sich noch schnell die Rundschau unter den Arm. Kurz sieht er den Aufruf auf der ersten Seite "Alltagsheld gesucht". Aber Jurek Badziag hat keine Zeit, den Text zu lesen. Die Kinder warten, seine Frau Susanne wird gleich für die Tagespflege abgeholt. Sein Nachbar Bernd Krüger hingegen liest an diesem Morgen sehr genau den Aufruf. Sofort fällt ihm Badziag ein. Dann schreibt er eine E-Mail an die Rundschau-Redaktion.
"Mein Held des Alltags ist Jurek Badziag. Er ist Anfang fünfzig, Sanitär- und Heizungsinstallateur, verheiratet und hat zwei Kinder. Vor fünf Jahren hatte Frau Badziag einen Schlaganfall und ist seitdem an den Rollstuhl gefesselt. Seit diesem Tag schmeißt er den gesamten Haushalt. Dabei immer freundlich und hilfsbereit . Nicht nur für mich ist Jurek Badziag ein Held, sondern auch für Freunde, Nachbarn und Arbeitskollegen. Ich würde mich freuen, wenn Sie es auch so sehen."
Wenn Jurek Badziag vom täglichen Bäckerbesuch zurückkommt, frühstückt er mit seiner Familie. Kurz danach machen sich die Geschwister Madison und Gabriel auf den Schulweg, seine Frau Susanne wird für die Tagespflege abgeholt, er selbst geht zur Arbeit. Nach der Arbeit warten die Kinder mit ihren Hausaufgaben, Susanne, der Haushalt und der leere Kühlschrank.
Versorger, fürsorglicher Vater, der seine Frau liebende und pflegende Ehemann — vor einigen Jahren sah Jurek Badziags Leben noch anders aus. Susanne lernte er beim Kellnern kennen. "Ich hab sie gefragt, ob sie mit mir ins Kino gehen will", erzählt er und schaut sie an. "Ich habe Ja gesagt", sagt Susanne und grinst. So schauten die beiden am 25. März 2001 auf der Leinwand "Was Frauen wollen" und Susanne wollte ihn wiedersehen. Zwei Jahre später, wieder am 25. März, heirateten sie in der Laurentiuskirche. "Eine weiße Kutsche hat uns abgeholt", sagt er und Susanne blickt auf das Hochzeitsbild auf dem Couchtisch.
Gabriel war schon auf der Welt, seine Schwester machte die Familie komplett. Dann konnte Susanne an einem Morgen nicht mehr aufstehen. Die Tage sind seitdem anstrengend geworden, das Glück aber hat sich die Familie bewahrt. Madison und Gabriel helfen mit, Tisch decken und abräumen, immer im Wechsel. Einmal in der Woche gehen die Geschwister zum Taek-wondo, Gabriel ist Messdiener in der Kirche, in der seine Eltern vor 15 Jahren geheiratet haben.
"Der Papa ist ein Held, weil er uns immer zuhört. Wenn wir mal eine schlechte Note haben, fragt er nach dem Grund und macht uns Mut", sagt Madison. "Papa will, dass wir mal ein besseres Leben haben", sagt Gabriel. "Er ist ein Held, weil er einfach da ist", sagt Susanne. Jurek Badziag wendet ein: "Ich bin doch glücklich. Wenn ich diese Drei hier sehe, ist das das Schönste auf der Welt."
Ein starkes Team: Madison (12), Susanne, Jurek und Gabriel (15) Badziag.Foto: Simone Bahrmann
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