Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Voll in den Bann ziehen
Wuppertal · Der russische Beitrag "You are the only one" ist in aller Munde und wird als Sieger haushoch gehandelt — sei es in den Wettbüros, aber auch bei vielen Leuten, die ich hier in Stockholm kennen gelernt habe.
Wenn ich über Russland schreibe, dann komme ich an ihn nicht vorbei: An Philipp Kirkorow, der mitunter das russische Lied von Sergey Lazarev, des diesjährigen in ganz Europa prognostizierten Siegers des ESC 2016, geschrieben hat. Er hat aber auch schon einen Beitrag für die Ukraine verfasst: 2008 für Ani Lorak. Der Song hieß "Shady Lady" und erreichte einen hervorragenden zweiten Platz — direkt hinter dem Sieger Dima Bilan (Russland). Beim weißrussischen Beitrag zum ESC 2007 ("Work Your Magic") war er Co-Autor. Und zu allem kommt noch, dass er selbst Russland 1995 beim Song Contest in Dublin mit dem Lied "Kolybelnaya dlya vulkana" ("Schlaflied für einen Vulkan") vertreten hat.
Geboren ist Philipp in Bulgarien. Er ist Musikproduzent und Komponist und gehört als Sänger zu den Topstars der russischen sowie russischsprachigen Musikszene. Vor allem die Ehe mit (übrigens eine meiner russischen Lieblingssängerinnen) Alla Pugatchowa verhalf ihm noch zusätzlich zu diesem Status. Pugatchowa, 1949 in Moskau geboren, gilt als die Mutter der gesamten russischen Pop-Kultur und ist eine absolute Ikone der russischen Musikbranche. Sie schafft es immer, westliche Rhythmen mit russischen Melodien zu verbinden. Sie versteht es, dass ihre Texte ein gutes Niveau haben. Sie ist sehr vielseitig und singt alles, ob vom folkloristischen Lied über Liebeslieder bis hin zum Hard-Rock.
Man braucht nur den Namen Alla Pugatchowa bei jemanden zu erwähnen, sei er aus Russland, Ukraine, Weißrussland, schon erscheint ein Lächeln auf den Gesichtern — unabhängig vom Alter. Sie wird wie keine andere im ehemaligen Ostblock (und von mir) geliebt.
Doch zurück zu ihrem Ex-Mann Philipp, mit dem sie in vierter Ehe zehn Jahre verheiratet war, aber nach der Scheidung nach wie vor noch eine große Verbundenheit hat. Das erkennt man schon daran, dass seine Tochter, die 2011 geboren wurde, Alla Victoria Fillipowna heißt. In einem Statement sagte er ganz klar, dass Alla nicht nur seine Ex-Frau, sondern seine ganz große Muse ist.
Kirkorov erlangt regelmäßig aber nicht nur mediale Aufmerksamkeit aufgrund seiner musikalischen Erfolge, sondern auch oft durch skandalöse Auftritte. So beschimpfte er im Mai 2004 eine Journalistin in Vulgärsprache, als diese ihn nach dem Grund dafür fragte, warum er so viele ausländische Titel covern würde. Anstelle einer diplomatischen Antwort habe Kirkorov wohl wütend das Folgende geantwortet: Er hätte "keinen Bock mehr auf die Bluse, die Titten und das Mikrofon" seiner Gesprächspartnerin und hat die Journalistin von seinen Leibwächtern aus dem Zimmer werfen lassen. Kirkorov wurde daraufhin von einem Gericht wegen Körperverletzung zu einer Strafe von 60.000 Rubeln verurteilt.
Nun, ich persönlich konnte nur einen freundlichen Mann gegenüber uns Journalisten sehen und, na ja, warum sollte er auch nicht freundlich sein, ist er dieses Jahr so nah wie nie am Sieg für Russland.
Sein Song "You are the only one" wird von Sergey Lazarev gesungen, der 1983 in Moskau geboren wurde und sehr bekannt ist in Russland. Seine veröffentlichten Alben und Singles wurden allesamt große Chartshits und 2008 wurde er bei den MTV Music Awards zum besten Künstler gewählt. Außerdem ist er auch als Schauspieler tätig.
Der Song ist zwar nicht innovativ, sondern typischer East-Eurodance, aber auf jeden Fall mitreißend und besonders effektiv, wenn man dabei die Bühnenshow sehen wird, die den Zuschauer drei Minuten voll in den Bann ziehen wird. Versprochen!
"Thunder and lighting, it's getting exciting", ja, es kann ein Triumph für Russland werden, wenn die Jurywertung ihm keinen Strich durch die Rechnung macht. Das Publikum wird er auf jeden Fall auf seiner Seite haben.
Ich bin sehr gespannt! Euer Euro-Music-Peter!