ESC-2015-Blog von Peter Bergener "Feuer und Fleming" für den "Song of Joy"
Der Eurovision Song Contest in Wien hat dieses Jahr das Motto "Building Bridges" . Der Österreichische Rundfunk (ORF) erklärte dazu, damit solle die von Conchita Wurst formulierte Botschaft "Toleranz über alle Grenzen hinweg" weitergeführt werden.
Eine Botschaft, die die europäische Idee mit dem völkerverbindenden Charakter der Musik vereint" - und das in Wien, der traditionsreichen Welthauptstadt der Musik im Herzen Europas", so erklärte es der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. "Mit dem Song Contest in Wien wollen wir mit Musik Brücken bauen über Ländergrenzen, Kulturen und Sprachen hinweg."
Und wie sehr habe ich mich persönlich über dieses Motto gefreut, denn es erinnert mich an eines meiner deutschen Lieblingslieder der Eurovision aus dem Jahre 1975: "Ein Lied kann eine Brücke sein" - die großartige Joy Fleming schmetterte im wahrsten Sinne des Wortes diese großartige, für damalige Verhältnisse sehr moderne Nummer.
Ich war "Feuer und Flemming" für den "Song of Joy"! Doch die Enttäuschung werde ich nie vergessen, denn unser Song erreichte lediglich Platz 17. Unsere Joy erhielt von Luxemburg acht, von Monaco drei und von Spanien vier Punkte. Alle anderen Länder vergaben keine Punkte!
Die Presse, die vor dem Eurovision Song Contest Joy Fleming haushoch lobte, hatten danach teilweise nur noch böse Worte für sie übrig, obwohl sie den Song einzigartig gesungen hatte. Das konnte ich gar nicht verstehen, aber dennoch und zu meiner absolut großen Freude überdauerte der Song die Zeiten und heute wird nur noch großes Lob über diese deutsche Hymne geschrieben. Europa bzw. der Eurovision Song Contest war eben damals noch nicht ''ready'' für diesen damaligen modernen Sound aus der Feder von Rainer Pietsch (Komponist) und Michael Holm (Texter).
Um dieser Freude des Mottos von Wien 2015 noch mehr Ausdruck zu geben, habe ich mir für diese Eurovisionsreise ein T-Shirt gestaltet, das noch einmal an das tolle Lied mit dem schönen Text von Michael Holm erinnern soll. Gleichzeitig gebe ich damit ein "Hello" an Joy Fleming, der "Mama Soul von Mannheim".
Joy Fleming gewann im Alter von14 Jahren einen lokalen Schlagerwettbewerb mit dem Lied "Ciao, Ciao Bambina", bereits nach ihrer Lehre als Verkäuferin sang sie mit 16 Jahren Jazz und Blues in Bars und Kneipen für die in Mannheim stationierten Amerikaner. Aufgrund dieser GIs (Bezeichnung für einen Soldaten der Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika) gab es früher als in vielen anderen deutschen Städten eine Rock- bzw. Bluesszene. 1945 waren die US-Amerikaner in Heidelberg und Mannheim einmarschiert und blieben dort sehr lange und sicherlich auch ein Grund, warum es in Mannheim heute eine Pop-Akademie gibt.
Joy Fleming ist die einzige Deutsche, die je vom legendären US-Soullabel Stax einen Vertrag bekam und dort 1973 die Single "Change It All" herausbrachte. Ihre Weltklasse-Stimme hat Fleming, die mit ihrem Partner, dem Musiker Bruno Masselon, auf einem Bauernhof mit eigenem Musikstudio in Sinsheim bei Mannheim lebt, durch alle Höhen und Tiefen immer noch behalten. Ihr Terminkalender ist nach wie vor ausgefüllt, aber nicht verwunderlich bei ihrem Stimmvolumen und ihrer musikalischen Bandbreite, die von Pop-Rocksongs bis hin zu Funk- und Bluesrhythmen reicht.
Auch im Ausland genießt die temperamentvolle und leidenschaftliche Sängerin Joy Fleming einen hervorragenden Ruf. In Tokio wurde sie als Interpretin mit dem internationalen "Outstanding Award" ausgezeichnet. In Afrika sang sie für das Goethe-Institut, in Großbritannien war sie "Special Guest" der BBC Big Band usw.
Übrigens wurde Joy im November 2014 70 Jahre alt und wurde nicht nur wegen des Eurovisions-Songs bekannt, sondern mit einem anderen Brücken-Song. Und zwar der Mundart-Hymne über eine andere Brücke, 1971 mit dem "Neckarbrückenblues". Mit Liedern wie diesem "Neggarbriggebluus" hat sich die Blues-Röhre Joy Fleming mit frecher Schnauze nicht nur in die Herzen ihrer Mannheimer Fans gesungen, sondern hatte mit diesem Dialekt-Song einen Hit in Deutschland. Ich versuche mal laut mitzusingen:
Musik ab!
Oh, hab ich zu dem Briefträger gsacht:
Her mol, des is moin Karl sei Sach.
Ma zwingt keen Mensch zu seunem Glick.
un wann er meent er muss iwwer die Brick, soll er doch, soll er doch, soll er doch....
O.k. Monnemer Dialekt ist doch gar nicht so einfach. Also auf nach Wien und Brückenbauen: Ein Lied kann eine Brücke sein, denn jeder Ton ist wie ein Stein, er macht Dich stark und fest, Du kannst darüber gehen, andere verstehen. Ein Text, der geradezu aktueller denn je ist, wenn man die Weltnachrichten hört und liest.
Musikalische Grüße von der Brücke, Euer Euro-music-Peter!