Wie verändert Corona unseren Alltag? - Wuppertaler erzählen „Die Situation ist existenzbedrohend“

Wuppertal · Wie verändert die Corona-Krise unseren Alltag? Wir haben nicht mit Politikern und Entscheidungsträgern gesprochen, sondern mit „ganz normalen“ Wuppertalerinnen und Wuppertalern, die erzählen worüber sie sich in letzter Zeit gefreut haben, was sie verärgert hat und worüber sie sich Sorgen machen. Ihre Antworten haben wir aufgeschrieben.

Taxifahrer Almir Kaliman aus Wuppertal-Heckinghausen.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Almir Kaliman, selbstständiger Taxi-Unternehmer:

„Die Situation ist momentan sehr schwierig für uns Taxi-Fahrer. Einerseits müssen wir natürlich Geld verdienen, deswegen können wir unsere Wagen nicht einfach stehen lassen und zu Hause bleiben, andererseits bringt der nahe Kundenkontakt im Auto auch die Gefahr einer Ansteckung mit sich. Da wir als öffentlicher Nahverkehr gelten, müssen wir auch fahren. Wir haben eine Betriebs- und Beförderungspflicht. Ich bitte meine Gäste dann darum, sich nach hinten zu setzen. Normalerweise helfe ich älteren Menschen ins Auto, halte die Tür auf, schließe sie wieder, packe Taschen oder Tüten in den Kofferraum, nun gehe ich natürlich auf Abstand.

Obwohl ich immer noch jeden Tag draußen bin, ist das mit dem Geld verdienen gerade nicht einfach. Die Situation ist existenzbedrohend. Durch die Ausgangsbeschränkung bleiben natürlich die Kunden aus. Wir holen niemanden mehr abends nach einem Restaurantbesuch ab oder fahren Gäste zum Flughafen. Und ich muss sagen, dass mich diese Einschränkungen finanziell massiv treffen. Ich bin selbstständig, finanziere meinen Lebensunterhalt selbst und bin angewiesen auf Kundschaft. Natürlich gibt es jetzt Corona-Soforthilfen, dafür bin ich auch dankbar. Die hilft aber nur bedingt. Das Geld darf man nutzen, um zum Beispiel Reparaturen an seinem Taxi vorzunehmen oder Personal zu bezahlen, aber für die Miete für die Wohnung oder die Heizkosten darf man das Geld nicht nutzen.

Klar, wir können zurzeit und auch sonst Besorgungsfahrten anbieten. Das heißt, wir können beauftragt werden einkaufen zu gehen und die Einkäufe den Leuten nach Hause zu liefern. Da kommen aber natürlich zu den reinen Fahrtkosten zusätzliche Kosten auf die Kunden zu. Während wir im Geschäft nach Lebensmitteln suchen und an der Kasse warten, läuft das Taxameter weiter. Das ist ja auch Arbeitszeit. Die können wir nicht einfach verschenken. Dafür haben allerdings die wenigsten Menschen Verständnis.

Mich würde es sehr freuen, wenn die Menschen unseren Einsatz während der Corona-Situation zu schätzen wüssten und nicht nur über die ‚teuren Taxis’ meckern würden.“