IHK-Umfrage Bergische Wirtschaft sieht Konjunktur im Abschwung

Wuppertal · Die regionale Wirtschaft bewertet ihre Geschäftslage erstmals seit Jahresbeginn 2021 überwiegend negativ. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 522 Unternehmen mit gut 25.000 Beschäftigten beteiligt haben.

Die IHK-Hauptgeschäftsstelle in Elberfeld.

Foto: Achim Otto

Bei 24 Prozent laufen die Geschäfte demnach gut, bei 28 Prozent dagegen schlecht. Knapp die Hälfte hält die eigene wirtschaftliche Situation für befriedigend. Der Geschäftslageindex, der die Differenz der „gut“- und „schlecht“-Einschätzungen widerspiegelt, sinkt im Vergleich zum Frühjahr erheblich um 17 Punkte auf minus 4,7 Punkte.

„Der Indexwert liegt in allen drei bergischen Großstädten im negativen Bereich. Die vorangegangenen Umfragen zeigten bereits, dass die konsumnahen Wirtschaftszweige, wie der Einzelhandel, unter der hohen Inflationsrate leiden“, so IHK-Präsident Henner Pasch. „Mittlerweile hat die konjunkturelle Schwäche aber weite Teile der bergischen Wirtschaft erfasst. So ist insbesondere in der Industrie, aber auch im produktionsnahen Großhandel ein starker Abwärtstrend festzustellen.“ Zahlreiche Unternehmen würden beklagen, dass die Auftragseingänge sinken. Nur bei den Dienstleistern überwögen noch die positiven Lageurteile.

Auch die Prognosen der Unternehmen fallen „eher düster „aus: Nur 14 Prozent sind laut IHK zuversichtlich, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten verbessern wird. Auch vom Export gingen zurzeit keine positiven Impulse aus. Die Weltwirtschaft wachse wenig dynamisch, auch in wichtigen Absatzmärkten wie China. Hinzu komme, dass die deutsche Wirtschaft an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt habe. „Insbesondere die hohen Energiepreise stellen einen gravierenden Standortnachteil dar“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge.

Aus Sicht vieler Betriebe ist der derzeitige Abschwung keine vorübergehende konjunkturelle Schwächephase, sie attestieren dem Wirtschaftsstandort Deutschland vielmehr grundsätzliche strukturelle Probleme. Neben der Energiepolitik wird vor allem die „ausufernde Bürokratie“ kritisiert. Trotz des trüben Geschäftsklimas ist die Finanzlage bei 55 Prozent der Unternehmen aber noch unproblematisch.

Wegen des stark gestiegenen Zinsniveaus und der schwachen konjunkturellen Entwicklung hat die Investitionsbereitschaft nachgelassen – einzige Ausnahme ist die Dienstleistungsbranche. Mit einem Stellenzuwachs ist ebenfalls nicht zu rechnen. Dennoch haben bereits mehr als 40 Prozent der Betriebe Probleme, offene Stellen zeitnah zu besetzen. Diese Schwierigkeiten treten bei allen Qualifikationsniveaus auf, aber in besonderem Maße bei Arbeitsplätzen, die eine duale Berufsausbildung erfordern

„Es ist daher besorgniserregend, dass nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer die Zahl der Ausbildungsanfänger im kommenden Jahr sinken wird. Selbst Jobs für Geringqualifizierte können häufig nur mit großer Mühe besetzt werden. Wir haben mittlerweile nicht nur einen Fachkräfte-, sondern einen generellen Arbeitskräftemangel“, so Pasch.