Kaum echte Gewinner Viele nachdenkliche Töne nach der Bundestagswahl

Wuppertal · So richtig in Schwung kam die Wahlparty am Sonntagabend (23. Februar 2025) im Wuppertaler Rathaus nicht. Das verwunderte kaum. Auch die Gewinner mussten zum Teil herbe Enttäuschungen hinnehmen.

Die Wahlparty im Lichthof des Rathauses.

Foto: Christoph Petersen

Die SPD holte zwar erneut mit Helge Lindh den Wahlkreis Wuppertal I. Der Wahlkreis II (Cronenberg und Ronsdorf mit Remscheid und Solingen) ging aber an Jürgen Hardt von der CDU statt erneut an Ingo Schäfer, der ihn 2021 für die Sozialdemokraten gewonnen hatte.

Lindh, der zeitig im Lichthof der Rathauses erschien, hatte dann auch gemischte Gefühle: „Das bundesweite Ergebnis ist das schlechteste aller Zeiten, und das ist sehr dramatisch. Das muss jetzt aufgearbeitet werden. Viele Wähler haben Anti-Scholz gewählt.“ Erfreulich sei dagegen das Resultat mit Blick auf die Erststimmen der SPD in Wuppertal. Der deutliche Vorsprung sei das Resultat „unseres jahrelangen, intensiven Wahlkampfs“. Es zeige, „dass sich die SPD weiterhin nah am Menschen zeigen muss. Wirklich erschütternd ist die Stärke der AfD in unserer Stadt, insbesondere in den sozial schwachen Stadtteilen.“

CDU-Bundestagskandidat Thomas Haldenwang, der im November anstelle der stellvertretenden Parteivorsitzenden Derya Altunok nominiert worden war, freute sich zwar „sehr über das großartige Ergebnis in Wuppertal. Hier sind wir die Wahlsieger. Auch bundesweit liegen wir vorne und können uns über einen Sieg freuen. Mit einem Bundestag unter Friedrich Merz als Kanzler haben wir alle Voraussetzungen dafür, dass es in unserem Land wieder vorangeht.“

Von seinem persönlichen Ergebnis sei er jedoch „etwas enttäuscht. Es ist mir nicht gelungen, über die Kernwählerschaft hinaus weitere Stimmen zu gewinnen. Ich gratuliere Helge Lindh zu seinem Sieg – er hat einen sehr engagierten Wahlkampf in Wuppertal geführt.“

Auch die grüne Bundestagsabgeordnete Anja Liebert hatte sich „ein besseres Ergebnis erhofft. Wir sind in Wuppertal mit den Zweitstimmen stabil geblieben, aber zufrieden bin ich damit nicht. Aber was mich erschüttert ist, dass die AfD so zugelegt hat. Es wird jetzt schwierig, eine Regierung zu bilden. Für eine stabile Regierung bräuchte es jetzt eine Zweierkoalition.“

Die AfD kam auf Wuppertaler Stadtgebiet (mit Cronenberg und Ronsdorf) auf 17,8 Prozent der Stimmen, zwar knapp drei Prozent weniger als im Bund, aber dennoch 9,6 Prozent über dem Ergebnis im September 2021. Auch die Linke lag in der bergischen Metropole mit 11,8 Prozent über dem Bundesergebnis. Für die FDP stimmten hier 4,3 Prozent, für das BSW 5,2 Prozent.

Und so stand am Ende über allen der Spruch eines älteren Herrn, der im Lichthof des Rathauses nachdenklich auf die Ergebnisse schaute: „Es heißt immer, dass die Politik machen soll, was das Volk will. Aber die Menschen haben ja selber keine einheitliche Meinung ...“

(mivi/jak)