Geschichten von der Flucht „Wir sind noch auf dem Weg“
Wuppertal · Der Verein „Flüchtlingshilfe Wuppertal-West“ engagiert sich für Menschen, die ihre Flucht nach Wuppertal geführt hat. Beim „Infoabend zur gelungenen Integration“ in der Freien evangelischen Gemeinde am Westring erzählten sie ihre Geschichte.
Seit 2015 bietet die Flüchtlingshilfe unbürokratische Hilfe – unter anderem beim Erlernen der deutschen Sprache, bei Rechts- und Behördenfragen, der Jobvermittlung sowie der Kinderbetreuung. Außerdem organisiert sie regelmäßig ein Begegnungs-Café. „Wir können ganz konkret individuelle Hilfe geben und den Menschen zeigen, dass sie willkommen sind. Diese unmittelbare Betreuung kann ein Amt nicht leisten“, berichtet Wolfgang Kaiser, der Vorsitzende der Flüchtlingshilfe.
Dieser persönlichen Kontakte sei eine „Brückenfunktion“, allerdings braucht der Verein auch weiterhin Spendengelder: „Die Öffentlichkeit hat den Eindruck, dass es keine große Problemsituation mehr gibt, aber für Bücher für die Sprachkurse, die Kinderfreizeit oder für Dolmetscher bei der Rechtsberatung werden nach wie vor Spenden benötigt.“
Bei ihrer Arbeit stellen die ehrenamtlichen Helfer immer wieder fest, mit wie viel Eigenmotivation die Geflüchteten versuchen, das Beste aus der neuen Situation zu machen. Einige erzählten beim „Infoabend zur gelungenen Integration“ ihre Geschichte.
Dazu gehörten auch die 19-jährige Lilav Daoud und ihre 14-jährige Schwester Shinav, die mit ihrer Familie aus Aleppo in Syrien vor dem Bürgerkrieg flüchten mussten. Über die Türkei und die Balkanroute kam die Familie im Dezember 2015 in Deutschland an. „Nach unserer Ankunft in Wuppertal wurden wir in der Flüchtlingsunterkunft in der Schule Yorckstraße untergebracht. Dort hatten wir erste Kontakte zur Flüchtlingshilfe, zum Beispiel beim Übersetzen von Schreiben von den Behörden“, erzählt Lilav in fehlerfreiem Deutsch.
Stolz berichtet die junge Kurdin davon, dass sie schon ihren Hauptschulabschluss geschafft hat und gerade ihren Realschulabschluss mit Qualifikation macht. Die Durchschnittsnote ihres letzten Zeugnisses lautete 1,7.
Nach der Realschule hat die Schülerin vor, ihr Abitur zu machen, um anschließend Lehramt oder Ingenieurwissenschaften studieren zu können. Von ihren neuen Perspektiven ist sie begeistert: „Ich habe das Gefühl, jetzt hier in Deutschland etwas für meine Zukunft tun zu können. Es ist nach den Jahren der Unsicherheit für mich ein sehr gutes Gefühl.“
Dankbar für die Hilfe, die ihm zuteil wurde, ist auch Mustafa Bilal. Der 38-jährige lebt seit drei Jahren in Deutschland und erzählte, wie schlecht es ihm anfänglich ging, weil er Probleme mit der deutschen Sprache und noch keine Freunde in der neuen Heimat hatte.
„Dann habe ich Klara Todtenbier getroffen. Sie hat mir sehr viel geholfen“, freut er sich. „Wie eine Mutter“ sei die Frau, die sich bei der Flüchtlingshilfe engagiert, zu ihm.
Und auch beruflich geht es dem Klempner heute gut: Über ein Praktikum ist er zu einem Minijob gekommen. Da sein Chef so zufrieden mit seiner Arbeit war, hat dieser ihn mittlerweile unbefristet eingestellt.
Auch der 33-jährige Kongolese Joseph Muaka lebt seit drei Jahren in Deutschland: „Wir sagen vielen Dank an die Leute, die uns geholfen haben. Wir sind noch auf dem Weg. Wir müssen noch viel tun, um unser Leben zu ändern. Wir hoffen, dass wir es schaffen können.“