Ronsdorf Neue Hüter kümmern sich um die Bücherzelle
Wuppertal · Am 31. Januar 2015 wurde die rote englische Telefonzelle im Ronsdorf-Carré aufgestellt, nachdem Hausherr Professor Altenbach „grünes Licht“ gegeben hatte. Nun ist der „Staffelstab“ der Betreuung übergeben worden.
Bei der kleinen Eröffnungsfeier, bei der diese Telefonzelle ihrer neuen Bestimmung übergeben wurde, war seinerzeit Ulla Schulz anwesend, um sich fortan um Bücherzelle zu kümmern und die Regale einzurichten: „Gerne war ich dazu bereit, da ich Zeit meines Lebens eine richtige ,Leseratte’ war und bin. Die Idee, einen Bücher-Umschlagplatz für uns Ronsdorfer zu schaffen, fand ich einfach klasse.“
Seit der Eröffnung ging sie dreimal die Woche ins Ronsdorf-Carré, um nach dem Rechten zu sehen. Aber auch, wenn sie im Dorf zu tun hatte, führte sie ihr Weg oft zur Telefonzelle: „Egal zu welcher Tageszeit traf ich dort Menschen an, die Bücher bringen oder mitnehmen. Jedes Mal kamen nette Gespräche über Bücher zustande oder wir unterhielten uns über diese Institution und die Möglichkeiten, die die Bücherzelle für interessierte Leser bietet. Es sind nicht nur Ronsdorfer, sondern auch Menschen aus anderen Stadtteilen Wuppertals, die hier gerne vorbeischauen, wenn sie mal im ,Dorf’ sind.“
Die Rückmeldungen waren überwiegend positiv. An dem von Ulla Schulz beobachteten regen Wechsel kann man gut erkennen, wie stark dieser „Umschlagplatz für Bücher“ wahrgenommen und genutzt wird. Alle betonen, dass gerade der Standort im Ronsdorf-Carré perfekt ist. Man kommt hier so oft vorbei und kann dann mal eben einen Blick hineinwerfen - vielleicht ist ja was für mich dabei.
Bei der Bestückung der Bücherzelle achtete sie auf eine bunte Mischung: Bildbände, Frauenromane, Krimis, Sach- und Kochbücher, Heimatliteratur, Kinder- und Jugendthemen, Fantasy und Biographien. Aktuelle Bücher liegen dort, auch richtig alte Schätzchen. Neulich fand ein Leser ein schon etwas älteres Buch mit den Worten: „Das wollte ich immer schon lesen.“
Die Neuerscheinungen sind schnell vergriffen und leider tauchen diese in den seltensten Fällen wieder auf. Ulla Schulz: „Ich selber bin Krimi-Fan und habe alle meine 20 Bände der Schriftstellerin Donna Leon (Commissario Brunetti) in den Schrank gelegt. Nur ein Buch davon habe ich hier wiedergesehen. Die Bücher haben sicherlich einen guten Weg genommen, doch würde ich mich freuen, wenn gerade die aktuellen Bücher auch den Weg wieder zurückfinden würden, um für andere Ronsdorfer ,Bücherwürmer‘ zugänglich zu sein.“
Bücher als Gewinn für Ronsdorf
Bei ihrer Arbeit hat Ulla Schulz den Eindruck gewonnen, dass die offene Bücherzelle ein Gewinn für Ronsdorf ist. Auf jeden Fall war es ein Gewinn für sie, denn es hat ihr geholfen, nach ihrem Arbeitsausstieg in Ronsdorf noch besser Fuß zu fassen, neue, nette Leute kennen zu lernen und ganz nebenbei fand sie auch das ein oder andere Buch für sich selbst. Wenn sie im Urlaub war, hatte sie fleißige Helferinnen, die die Vertretung übernahmen: Gisela Berghaus, Beate Geiß und Iris Lange. Zwei der Damen hatte sie zufällig bei netten Gesprächen vor der Telefonzelle kennengelernt und festgestellt, dass die Liebe zu Büchern verbindet.
Eher weniger Freude bereitete zuweilen das Abholen von gespendeten Büchern, wenn Bürgerinnen und Bürger nur an das Entrümpeln Ihres Regales oder Kellers auf anderer Leute Knochen dachten. In diesem Fall ist ehrenamtliches Engagement eine Fehlinterpretation. In der Alltagspraxis ist es so, dass nicht mehr zeitgemäße und schmutzige Bücher kraftaufwendig entsorgt werden müssen. „Eine undankbare Aufgabe“, gibt Ulla Schulz zu.
Amtsübergabe
Da sich Ulla Schulz anderen Aufgaben zuwenden will, hat sie sich Ende 2020 von der Bücherzelle verabschiedet. Die HuB-Vorsitzende Christel Auer, die sich künftig gemeinsam mit Johannes Beumann um die Betreuung der Bücherzelle kümmern wird, dankte Ulla Schulz für ihr großartiges, zuverlässiges Engagement und lobte den hervorragenden Pflegezustand der historischen englischen Telefonzelle: „Ich weiß, welche Mühen Du im Laufe der Jahre auf Dich genommen hast. Dazu gehörte die mehrmals jährliche Grundreinigung mit dem Entstauben der Bücher, das wöchentliche, thematische Ordnen der Zugänge, die Entsorgung ,alter Schinken’ und schmutziger Bücher.“
Vorübergehend zuständig?
Johannes Beumann betreut in Zukunft die Bücherzelle. Christel Auer unterstützt ihn dabei vorübergehend und beide hoffen, bald einen oder mehrere Freiwillige zu finden, die den Dienst für interessierte Bürgerinnen und Bürger mit übernehmen: „Allen Ronsdorfern, die unsere Arbeit mit Bücherspenden tatkräftig unterstützen, sage ich ein herzliches Dankeschön, da wir dadurch gemeinsam ein weiteres Stück Lebensqualität in unserem schönen Stadtteil schaffen. Im vergangenen Jahr haben wir unseren Blick verstärkt mit der ,Aktion gegen Langeweile der Kinder’ auf den Rehsiepen gerichtet, um dortigen Kindern und Jugendlichen Bücher anzubieten, zur Gestaltung der Freizeit und als Bildungsmaterial. Dort sind wir auf großes Echo gestoßen. Wer Bücher abgeben will, möchte diese nicht einfach vor die Bücherzelle stellen, sondern mich anrufen.“ Johannes Beumann ist erreichbar unter Tel. 0151 / 15104902.